Am Dienstag stand nun eine Fahrt mit der Eisenbahn von Bandarawela bis Ohiya und anschließend eine Wanderung durch den Horton-Plains-Nationalpark auf dem Programm. Die Zugfahrt war wohl weniger wegen des Zuges, sondern wohl eher wegen der phantastischen Aussichten in ein weites, zum Teil dicht besiedeltes aber auch waldreiches Tal, das von steilen und zum Teil bizarr geformten Bergen begrenzt wird. Der Zug selber hatte dagegen schon viele Jahrzehnte auf dem Buckel und man fühlte sich in eine andere Zeit zurückversetzt. Auch die Sicherheitsvorkehrungen werden nicht allzu ernst genommen. So waren die meisten Zugtüren offen und zahlreiche Fahrgäste hatten hier Platz genommen und ließen ihre Beine herausbaumeln. Was die Sicht betrifft, hatte sie zumindest auf einer Seite geradezu Logenplätze. Uns war es dann aber doch zu riskant, uns um so einen Platz zu bemühen.
Von Ohiya wurden wir dann mit einem Kleinbus in den Nationalpark Horton Plains gefahren. Es handelt sich um eine etwas über 2000 Meter hoch gelegene Ebene, die bei Trockenheit, also derzeit, fahlgelb sich hinzieht und über und über von steifen Grasbüscheln überzogen ist. Es finden sich aber auch einige einzelne bizarre, vom Wind zerzauste Bäume und sehr häufig rot blühende Rhododendrenbüsche. Die Blütezeit ist allerdings im April/Mai. Umgeben ist die Ebene von einem dichten Urwald, der ebenfalls eine große Zahl nur hier wachsender Pflanzen aufweisen kann. Uns fielen vor allem die Baumfarne in die Augen.
Vom Hauptquartier des Nationalparks führt dann ein etwa 9 Kilometer langer Rundweg durch die Ebene und auch durch den Dschungel. Der Weg ist gut ausgebaut, teilweise aber durch den Regen auch bizarr ausgeschwemmt, so dass er schon an einigen Stellen eine Herausforderung darstellt. Als besondere Sehenswürdigkeiten bietet der Weg das sogenannte Small World´s End und das Biog World´s End. Es handelt sich um fast senkrechte Steilabhänge am Südrand des Hochlandmassivs, die bis zu 900 Metern hinabstürzen. Von hier aus hat man natürlich einen phantastischen Blick, wenn, ja wenn das Ganze nicht wie bei unserer Wanderung, von aufziehenden Wolken bedeckt ist, was wohl durchaus häufig der Fall ist. Sehenswert ist aber auch der Baker´s Fall, ein eindrucksvoller Wasserfall des auch in den Plains entspringenden Belihul Oya. Nach etwas über drei Stunden endete dann unsere Wanderung und wir wurden auf dem Parkplatz vor dem Hauptquartier wieder eingesammelt und zurück nach Ella gefahren. Abends regnete es dann das erste Mal, seitdem wir auf Sri Lanka weilen. Aber da waren wir schon im Hotel.
Am Mittwoch dann verlassen wir das Hochland und fahren wieder in die Ebene des Südens. Bevor wir die Ebene erreichen, machen wir noch einen Abstecher zu den über tausendjährigen Kolossalstatuen am Felsen von Buduruvagala. Der Weg dorthin führt auf den letzten drei Kilometern über eine schottrige Strecke, auf der auch noch eine Brücke erneuert wird. Unser Reiseführer organisiert daher ein Tuk Tuk und so kommen wir auch noch zu dem Vergnügen, einmal mit diesem Gefährt eine Strecke zurückzulegen. Es ist übrigens kein Problem mit einem solchen Gefährt drei Personen normalen Gewichts mitzunehmen. Wir haben auch schon Tuk Tuks gesehen, in denen sieben Personen transportiert wurden. In der Mitte des Felsens von Buduruvagala prägt eine etwa 14 Meter hohe Buddhastatue in der Geste der Furchtlosigkeit das Ensemble. Flankiert wird er von zwei ebenfalls aus demselben Felsen herausgeschlagenen Dreiergruppen hoher buddhistischer Würdenträger. Farbreste an und Löcher in der Felswand zeigen, dass die Reliefs früher verputzt und bemalt sowie durch ein vorgezogenes Dach geschützt wurden. Es ist ein sehr beeindruckendes und sehenswertes Ensemble.
Unser eigentliches Ziel ist der Bundala Nationalpark. Hier geht es noch einmal auf Safari mit einem geländetauglichen Jeep eines Ein-Mann-Unternehmens. Der Nationalpark mit seinen Lagunen und Seen ist ein beliebter Tummelplatz unzähliger Wasservögel, besonders jetzt während der Winterzeit, wenn die Zugvögel vom asiatischen Festland hier rasten, weil sich weiter südlich nur noch der indische Ozean erstreckt. Aber auch zahlreiche Krokodile, Papageien, Affen, Wasserbüffel, Rinder und Elefanten haben hier einen Lebensraum für sich entdeckt. Der Fahrer des Jeeps macht das sehr gut. Er kennt den Nationalpark, erkennt die Tiere auf den ersten Blick auch in weiterer Entfernung und weiß auch wo man wahrscheinlich auf seltenere Tiere stößt. Er hält dann an und räumt uns die Möglichkeit des Fotoshootings ein. Nötigenfalls fährt er auch einen halben Meter vor und zurück, damit wir eine bessere Sicht haben. Er ist wirklich sehr professionell. Etwas merkwürdig mutet es uns an, dass wir quasi von drei Personen eskortiert werden, unserem Reiseführer, dem Fahrer des Jeeps und einem Guide des Nationalparks, der sich aber schnell lediglich als Aufpasser des Nationalparks darstellt. Wie so oft auf unserer Reise sind wir erstaunt, welchen Personalaufwand wir verursachen.
Heute dann endet unsere Rundreise. Indika fährt uns nun noch 250 Kilometer nach Negombo in das Goldi Sands Hotel, wo wir noch drei Nächte bleiben und etwas am Meer relaxen wollen. Wir fahren dabei etwa 150 Kilometer auf der ersten Autobahn Sri Lankas, die erst vor etwa 6 Jahren fertiggestellt wurde. Einige der geplanten Autobahnen sind noch im Bau. Diese ist aber bis Colombo fertiggestellt. Noch einmal fliegt die einmalige Landschaft mit seiner so vielfältigen Vegetation, seinen unterschiedlichen geografischen Formationen, mit seinen Dörfern und Städten im Zeitraffertempo an uns vorbei. Durch die langgezogene Stadt Negombo zeigt uns Indika noch einmal seine Fahrkünste in einer verkehrsreichen Großstadt Sri Lankas, so dass ich ganz froh bin, als wir unser Ziel erreichen. Dennoch ist der Abschied herzlich. Wir hatten mit Indika einen sehr guten Reiseführer, der alles hervorragend organisiert hat und uns auch etwas von der singhalesischen Mentalität in Sri Lanka vermitteln konnte.