Heute geht es unserem ersten größeren Ziel entgegen. Wir haben eine Ferienwohnung in der Bretagne unweit von St.-Malo aber etwas abseits von der Küste gebucht. Ploubaley heißt der Ort. Da es nur noch ca. 250 Kilometer von Le Havre sind, erreichen wir unser Ziel schon gegen Mittag und werden von der Vermieterin, Madame Blondeau, sehr liebenswürdig empfangen. Sie spricht ein sehr gutes, wenn auch etwas eingerostetes Deutsch, weil sie nicht mehr so im Training ist. Dennoch erleichtert uns das die Kommunikation ungemein. Es stellt sich übrigens heraus, dass Madame Blondeau Tschechin ist und 1968 nach Paris kam, um ihre Französischkenntnisse zu vertiefen und man ihr dann geraten habe dort zu bleiben, nachdem in der Tschechoslowakei ja der Prager Frühling niedergeschlagen worden war. Nun lebt sie seit 50 Jahren in Frankreich, davon 35 Jahre in Paris und nun schon 15 Jahre in der Bretagne und ist mit einem Franzosen verheiratet.
Nachdem wir unser Quartier bezogen haben, fahren wir an der sogenannten Smaragdküste entlang nach Dinard. Die kleine Stadt mit ihren 10 Tsd. Einwohnern ist ein mondänes Seebad und hat noch immer einen Hauch von britischem Flair. Es wurde 1850 von englischen Aristokraten gegenüber von St-Malo an der Rance-Mündung gegründet. Dabei schätzte man vor allem die gute Lage, das milde Klima und die geschützten Strände. Zwischen 1885 und 1914 entstanden hier luxuriöse Villen mit parkähnlichen Gärten, vornehme Grandhotels, ein Spielcasino und elegante Strand- und Uferpromenaden. Besonders beeindruckend ist der Blick auf St-Malo, den man von hier aus genießen kann. Zu den illustren Gästen, die sich hier tummelten, gehörte der deutsche Kaiser Wilhelm II., der englische König Edward VII. oder die Schriftsteller wie Oscar Wilde und Agatha Christie oder Künstler wie Picasso und Débussy. Der Börsenkrach 1929 soll das „goldene Zeitalter“ Dinards abrupt beendet haben. Dennoch: auch wenn die Pracht der Belle Époque ein wenig Patina angesetzt hat, gilt Dinard immer noch als die „Perle der Smaragdküste“.
Nach einem Rundgang durch die Stadt kehren wir in der Creperie du Roy ein und lassen es uns bei einer typisch bretonischen Galettes, einem Buchweizenpfannkuchen, schmecken. Sie ist die herzhafte Variante der uns bekannten Crêpe und besteht traditionell nur aus Buchweizenmehl, Salz und Wasser mit den unterschiedlichsten Füllungen.