Heute morgen geht es Heidrun merklich besser, was sich natürlich auch auf ihre Stimmung auswirkt. Die Schwellung des Fußes ist deutlich zurückgegangen. Dennoch wird weiter mit Ebenol und Franzbranntwein behandelt. Heute ist es zwar wieder heiter und nur wenig bewölkt aber deutlich frischer. Ich ziehe zunächst sogar meine Ziphosen an, entzippe aber schon wenig später deren Beinlinge wieder. Obwohl das Weiße Kreuz sonst ein sehr gutes Hotel ist und wir auch ein schönes großes Zimmer haben, ist das Frühstück eher bescheiden. Wenig Obst und auch Müsli scheint in Österreich zum Frühstück nicht sonderlich begehrt zu sein. Nach dem Frühstück geht es los. Heute liegt die Schweizer Seite des Bodensees vor uns. Wie schon in Bayern und auch Österreich ändern sich nun auch hier noch einmal die Corona-Regeln. So kann man in Österreich schon nach der ersten und erst recht nach der zweiten Impfung sofort in Hotels und Gaststätten. Insofern brauchten wir hier keine Tests mehr. Gefragt hat uns ohnehin niemand mehr. Die Schweiz scheint nur noch sehr wenige Corona-Regeln zu haben. Uns fällt nur noch die Maskenpflicht auf.
Wir fahren nahe am Bodensee aus Bregenz hinaus und überqueren zwischen Bregenz und Hach die Bregenzer Ach. Die Bregenzer Ach ist ein 67 Km langer Zufluss des Bodensees, der fast die gesamte Fläche des Bregenzer Waldes entwässert. Nur wenige Kilometer weiter gelangt man über den sogenannten Neuen Rhein, der der zwischen 1892 und 1923 durch zwei Durchstiche begradigt und der Flusslauf um 10 Km verkürzt wurde. Man wollte auf diese Weise Überschwemmungskatastrophen im Bereich des Alpenrheins verhindern. Einige Kilometer weiter, die hier durch ein sich im Laufe der Jahrtausende gebildetes Rheindelta führen, geht es dann bei Rheineck über den Alten Rhein, der hier die Grenze zwischen Österreich und der Schweiz bildet, in die Schweiz. Erstes Zwischenziel ist dann die sogenannte Hundertwasser Markthalle, die ich mir bei meiner Vorliebe für die Hundertwasser-Architektur natürlich unbedingt anschauen möchte. Der Begriff Markthalle scheint etwas hochtrabend, wir sehen nur ein Restaurant in dem Gebäude. Ansonsten ist der Stil natürlich unverkennbar. Weiter geht es über Rohrschach nach Arbon. Heute zählt die Gegend um Rohrschach am südöstlichen Ende des Bodensees zu den am stärksten be- und zersiedelten und von Verkehrslinien durchschnittenen Landstrichen am Bodensee. Dies fällt einem auch als Radfahrer auf. Eigentlich fährt man auf der Schweizer Seite des Bodensees immer durch mehr oder weniger besiedeltes Gebiet. In Horn, zwischen Rohrschach und Arbon machen wir in einem kleinen Lokal unsere Mittagspause und lernen nach Pizza für mich und Salat für Heidrun das doch sehr gehobene Preisniveau in der Schweiz kennen. Durch Arbon fahren wir durch. So ein wenig ist die Luft für Besichtigungstouren inzwischen raus. Zumindest gelingen noch einige hübsche Fotos von der Stadt. Arbon ist übrigens wie einige andere Orte auf dieser Seite des Bodensees bereits eine alte römische Siedlung. Die nächste größere Stadt ist Romanshorn, wo sich der größte und wohl auch wichtigste Bodenseehafen befindet. Hier befindet sich auch noch eine alte Kirche aus dem 8. Jhdt.
Die letzten 20 Km geht es durch einige Dörfer und dann durch die Stadt Kreuzlingen, die eigentlich mit Konstanz städtebaulich eine Einheit bildet. Bei der Grenzüberfahrt sieht man auch keine nationalen Hoheitszeichen, sondern nur das Schild Konstanz und als man an diesem vorbeifährt weiß man, dass man wieder in Deutschland ist. Wir fahren zunächst zum Testzentrum am Hafen und holen uns den hier wieder notwendigen Test, den man sich leider nicht schicken lassen kann, sondern nach 15 Minuten ausgehändigt bekommt. Dann fahren wir wieder in unser schon bekanntes Hotel Goldener Sternen, wo uns die 83 jährige exjugoslawische Besitzerin, die dieses Hotel mit ihrem erst kürzlich verstorbenen Mann bereits seit 1969 betreibt, freundlich aber mit schmerzverzerrtem Gesicht in Empfang nimmt. Es stellt sich heraus, dass sie vor einigen Tagen auf der Treppe gestürzt ist aber nicht zum Arzt geht, nun aber morgen doch einen Termin hat. Zur Begrüßung gibt es für uns wieder einen Piccolo Sekt. Unser Abendessen nehmen wir dann wieder schräg gegenüber in der Tollen Knolle ein und lassen es uns bei einem Tessiner Reibekuchen bzw. einem Salatteller Tolle Knolle und einigen Wein-Schorle gut gehen.
Tagestrecke: 73,68 Km