Tagesstrecke: 57 Km; 300 Hm; 12,86 Km/h
Heute Morgen um 8 Uhr treffen sich Darek und ich zum Frühstück. Das Frühstück ist sehr gut und so beginnt auch der Morgen. Dazu kommt, dass es mir auch gut getan hat, mit Darek mich auf deutsch unterhalten können. Wir haben wieder über alles mögliche geredet und es ist immer gut, mal neue Dinge zu erfahren.#
Darek hatte mir schon gestern erzählt, dass er nach dem Frühstück doch schon zurückfahren wolle. Der Grund ist nachvollziehbar. Polen steht im Volleyball-Endspiel gegen Frankreich und einer seiner früheren Schüler spielt nun auch da mit. Darek ist natürlich sehr aufgeregt und möchte das Spiel vor dem heimischen Fernseher betrachten. Also verabschieden wir uns nach dem Frühstück, erfährt zurück und ich stelle noch meinen Reisebericht von gestern fertig. Da ich heute nur etwas über 50 Kilometer vor mir habe, brauche ich auch nicht so früh loszufahren. Der Check in findet ohnehin erst ab 15 Uhr statt. – Leider hat Polen das Endspiel deutlich verloren, aber der Gewinn der Silbermedaille ist ja auch nicht zu verachten.
Um 10:30 mache ich mich dann auf den Weg. Das Wetter ist im Prinzip gut. Die Temperaturen steigen auf bis zu 23 Grad und es bleibt heiter bis wolkig. Einziger Nachteil, es bläst doch ein ziemlich heftiger Wind und den werde ich auf der ganzen Fahrt als Gegenwind zu spüren bekommen. Aber was soll´s.
Ansonsten ist die Fahrt weitgehend uninteressant und bringt nichts Neues. Die Landschaft ist zwar nicht ganz eben, sondern etwas wellig, aber die Steigungen liegen zwischen ein und zwei Prozent, sind also nicht der Rede wert. Es geht weiter durch Wälder und landwirtschaftlich genutzte Gelände. Nach 45 Kilometern erreiche ich dann die Stadtgrenze von Lodz. Von hier sind es aber noch 10 Kilometer bis zu meinem Quartier. Mein Quartier liegt mitten im Zentrum an der Piotrkowska, mit 4,2 Kilometern angeblich Europas längstem Boulevard. Zum Vergleich, die Champs Elysees sind nur 1,9 Kilometer lang. In der Piotrkowska habe auch ein schönes Zimmer zu einem für die Lage sehr guten Preis bekommen.
Ursprünglich war die Piotrkowska Teil der mittelalterlichen Landstraße zwischen Toruń und Kraków. Um in Łódź, wo 1820 kaum 800 Menschen lebten, Leinen-, Baumwollweber und andere textile Gewerke anzusiedeln, wurden den Handwerkern zu günstigen Preisen schmale, aber tiefe Parzellen angeboten. So entstand die noch heute vorhandene Struktur mit den relativ schmalen Fassaden und den durch eine Einfahrt zugänglichen langgestreckten Hinterhofzeilen mit Werkstätten und billigen Wohnungen beiderseits einer engen Gasse. Die City Center Rooms liegen, in denen ich gebucht habe, liegen auch in einem solchen Hinterhof hier auf der Piotrkowska. Da ich ziemlich müde bin, weil der Gegenwind seinen Preis fordert, bin ich zu keinen größeren Aktivitäten mehr im Stande. Im Hinterhof gibt es auch zwei Gaststätten, so dass ich den Hinterhof gar nicht mal verlassen muss. So suche ich mir eine der beiden Gasstätten aus und leiste mir heute die erste Pizza auf meiner derzeitigen Tour. Danach geht es bald für mich ins Bett.