Heute liegt ein ereignisreicher Tag vor uns. Zunächst steht eine dreistündige Bootsfahrt auf dem Sambesi auf dem Programm, dann geht es nach Botswana und wir erreichen damit das dritte südafrikanische Land auf unserer Reise und hier ist dann auch schon eine erste Safari im Chobe-Nationalpark vorgesehen. Sie ist der Ersatz für die ausgefallenen Bootsfahrt auf dem Okavango.
Die Bootsfahrt auf dem Sambesi beginnt schon gegen 7:00 Uhr. Wir bekommen zwar schon etwas zu frühstücken, aber uns wird mitgeteilt, dass wir auch nach der Bootsfahrt das Frühstücksbuffet noch einmal in Anspruch nehmen dürfen. Unser Reiseleiter ist heute morgen nicht anwesend. Er macht eine individuelle Angeltour und versucht einen sogenannten Tigerfisch zu erwischen, den es wohl hier im Sambesi gibt. Wir werden auf eins der Boote gebeten, die uns gestern schon mit unserem Gepäck hierher gebracht haben. Für mich und sicher auch für andere ist es ein besonderes Erlebnis, hier auf dem Sambesi eine Bootsfahrt zu machen. Irgendwie hat der Sambesi für mich etwas Mystisches, ist er etwas ganz Besonderes. Woran das liegt, kann ich auch nicht genau sagen. Allerdings hat der Sambesi hier auch wenig von dem Mystischen, was ich mit ihm verbinde. Die Gedanken, wenn ich an den Sambesi denke, zeigen ihn immer als einen Fluss, der durch dunkle Dschungelwälder fließt. Davon kann zumindest hier keine Rede sein.
Der Sambesi ist mit 2574 Kilometern nach Nil, Kongo und Niger der viertgrößte Fluss in Afrika und damit fast so lang wie die Donau. Bekannt ist er vor allem wegen der Victoriafälle, aber auch wegen der abenteuerlichen Geschichten des schottischen Missionars und Afrikaforschers David Livingstone, der den Sambesi im 19 Jhd. erforschte und auch als Entdecker der Victoriafälle gilt. Auf der Bootsfahrt sehen wir Flusspferde und Krokodile sowie unzählige Vogelarten. Gleichzeitig kann man einige malerische Kraale am sambischen Ufer sehen.
Nach der Bootsfahrt geht es dann zu unserem zweiten Frühstück und danach bringt uns unser Boot wieder zurück zu dem Empfang der Zambesi Mubala Lodge. Butz lässt nun das Gepäck von schwarzen Helfern in unserem Bus verpacken. Einen Tigerfisch hat er bei seinem Bootstrip nicht fangen können. Danach fahren wir los. Die Fahrt ist heute nur etwa 150 Kilometer. Wir fahren nun an einer der breitesten Stellen einmal von Nord nach Süd durch den Caprivi-Zipfel. Dann kommen wir an die Grenzübergangsstelle Ngoma Gate. Der Grenzübertritt ist unkompliziert. Aus Namibia raus gibt es keine Probleme und wir bekommen jeder einen Stempel in den Pass. Aber auch die Einreise nach Botswana verläuft unproblematisch. Wir müssen zwar wieder den Immigration-Zettel ausfüllen. Nachdem das aber passiert ist, Butz mit dem Auto durch einen Desinfektionsgraben gefahren ist und wir anderen auch unsere Schuhe desinfiziert haben, um keine Maul- und Klauenseuche nach Botswana hinein zu tragen, kommen wir auch hier schnell über die Grenze.
Auf dem Grenzschild in Botswana steht unter dem Landesnamen „United and Proud“ also vereint und stolz. Butz erzählt uns, dass Botswana das Land im südlichen Afrika sei, wo das Zusammenleben der unterschiedlichen Ethnien, auch der Schwarzen mit den Weißen am Besten gelungen sei. Dies wird wohl auch darauf zurückgeführt, dass der erste freigewählte Präsident Botswanas Seretse Khama, der das Land bis 1980 regierte, mit einer Engländerin verheiratet war. Auch die Bekämpfung der Korruption sei in keinem afrikanischen Land besser gelungen wie in Botswana. So wurden die Angehörigen des öffentlichen Dientes wohl im ganzen Land verteilt und möglichst an Stellen eingesetzt, wo sie weit von ihren Clans und Stämmen waren. Außerdem herrschte eine rege Rotation unter den öffentlichen Bediensteten. Tatsächlich liegt Botswana nach dem von Transparancy International gemessenen Korruptionswahrnehmungsindex 2018 auf dem 34 Platz. Es hat damit den besten Platz eines afrikanischen Staates und wird damit weniger korruptionsanfällig eingeschätzt als die europäischen Nationen Spanien, Italien und Polen.
Leider werden wir Botswana nicht näher kennenlernen, weil wir uns hier nur zwei Tage zum Besuch des Chobe-Nationalparks aufhalten. Wir fahren nach dem Grenzübertritt noch etwa 30 bis 40 Kilometer entlang des Chobe, der hier der Grenzfluss ist und in anderen Ländern auch den Namen Cuando und Linyanti trägt. Er ist ein etwa 1500 Kilometer langer Nebenfluss des Sambesi. In Kasane, unweit des weltweit einzigen annähernden Vierländerecks zwischen Namibia, Botswana, Simbabwe und Sambia erreichen wir dann die Chobe Safari Lodge, die für die nächsten zwei Tage unser Quartier sein wird (http://www.chobesafarilodge.de/). Wir checken schnell ein und haben nur wenig Zeit uns einzurichten, denn um 14:45 Uhr soll es schon zur ersten Safari gehen. Handtücher sind ohnehin noch nicht auf den Zimmern.
Mit Jeeps fahren wir dann zum nahegelegenen Chobe-Nationalpark (https://www.chobe.com/). Es ist schon gewaltig, welche Jeep-Kolonnen hier die zahlreichen Touristen zu den aber ebenfalls zahlreichen Tieren transportieren. Die Straßen sind mehr oder weniger Feldwege, so dass hier der Begriff von der African Massage fällt, den der Fahrer unseres Jeeps verwendet. Der Chobe-Nationalpark ist der erste Nationalpark von Botswana und wurde 1967 kurz nach der Unabhängigkeit gegründet. Durch spätere Erweiterungen hat er heute eine Ausdehnung von 10.566 Quadratkilometern, ist also flächenmäßig etwa halb so groß wie der Etosha-Nationalpark. Wir fahren durch das Kasane-Reservat im Nordosten des Parks. Der Nationalpark liegt auf einer Höhe von 900 Metern über dem Meeresspiegel. Der Jahresniederschlag soll bei 500 bis 600 Millimeter liegen. Die Vegetation besteht hier hauptsächlich aus Baum- und Buschsavannen. Lediglich entlang des Chobe-Flusses gibt es streckenweise üppige Galeriewälder.
Der Chobe-Nationalpark ist vor allem für seine großen Elefantenherden bekannt. Angeblich sollen hier 120 Tsd. dieser Dickhäuter leben und offiziell wohl schon mal gezählt worden sein. Bei unserer Safari haben wir Glück. Wir sehen zwar nicht 120 Tsd. Elefanten, jedoch eine ganze Menge. Ansonsten findet man wohl das gesamte Spektrum der afrikanischen Tierwelt. Löwen, Leoparden, Giraffen, Flusspferde, Kaffernbüffel usw. Da die Tiere aber nicht immer gleichzeitig aktiv sind, sieht man auf so einer Safari immer nur einen Teil. Wie gesagt, wir haben mit den Elefanten Glück, sehen auch zahlreiche Giraffen und Antilopen. Löwen sehen wir auch, aber nicht aktiv, sondern lümmelnd unter Bäumen. Zwei davon liegen ca. 8 m von uns entfernt, eine junge Löwin sogar nur 3 m. Außer, dass sie mal den Kopf heben, mit dem Schwanz die Fliegen vertreiben oder sich räkeln, geschieht in den 30 Minuten, die wir hier erwartungsvoll verbringen, nichts. Etwas enttäuscht fahren wir weiter. Als wir einen beißenden Aasgeruch wahrnehmen, entdecken wir schließlich einen verendeten Elefanten und später ein fast sauber abgenagtes Elefantenskelett. Ja, so ist die Natur: Leben entsteht und Leben vergeht! Unser einheimischer Fahrer spricht beim Anblick des Elefantenkadavers von einer „kitchen of nature“. Wahrscheinlich orientiert er sich am Geschmack der Asfresser bei seiner Einschätzung. Natürlich begegnen uns auch hunderte unterschiedliche Vogelarten. Besonders auffällig sind die hässlichen Marabus. Auf jeden Fall bekommt man auf dieser ersten Safari einen guten Eindruck von der sehr reichen Tierwelt des Chobe-Nationalparks. Er wirkt auf uns auch erheblich belebter als der Etosha-Natrionalpark . So hoffe ich natürlich, dass dieser Eindruck auch in den ausgesuchten Bildern einen entsprechenden Niederschlag gefunden hat.
Gegen 18 Uhr sind wir dann zurück in unserer Lodge. Nun haben wir etwas Zeit uns einzurichten. Inzwischen gibt es auch Handtücher. Sie müssen aber erst an der Rezeption geholt werden. Die Lodge hat etwa 70 Zimmer und scheint auch weitgehend ausgebucht zu sein. Wir haben heute das Abendessen hier geordert, weil Butz meinte, das Buffet sei sehr gut. Leider erleben wir dann doch einige Enttäuschungen, die auch Butz sehr verärgern. Zum einen ist es bei dieser Belegung doch recht schwer, an das Buffet heranzukommen und man muss zum Teil auch recht lange warten, bis man etwas frisch Zubereitetes bekommt. Das Fleisch ist meistens recht zäh und bei der Bestellung des Biers geht es nun völlig daneben. Die Bedienung scheint mit unserem Wunsch nach gezapften Bier völlig überfordert zu sein, obwohl es auf der Karte steht. Nach einer Viertelstunde kommt sie wieder und meint kategorisch: „No draught beer“ und verschwindet. Eine Alternative bietet sie nicht an. Als wir sie nach einer weiteren Viertelstunde endlich wieder an unseren Tisch bekommen und ein Flaschenbier ordern, tut sich in den nächsten 10 Minuten auch nichts. Inzwischen haben wir das Essen im Wesentlichen schon ohne Getränk beendet. Nun wird es auch Butz zu bunt und er versucht, aus der Bar Bier zu holen. In dieser Zeit kam sie dann aber endlich und servierte uns nach etwa 40 Minuten zwar nicht das gewünschte, aber zumindest Bier. Ich hatte vorsichtshalber schon mal zwei Flaschen bestellt. Butz gab inzwischen unsere Enttäuschung gegenüber einem der Manager der Lodge Ausdruck und kündigte schon mal an, dass wir morgen auswärts essen gehen wollten und zog damit mit unserer Zustimmung die Bestellung für das morgige Abendessen zurück. Die Bezahlung entwickelte sich dann ebenso abenteuerlich. Offensichtlich hatte die Dame nirgends richtig vermerkt, wer was bestellt hatte. So zog sich der Prozess der Bezahlung über ein halbe Stunde hin.