Heute ist wieder frühes Aufstehen angesagt. Um 6 Uhr geht es wieder zu einer Safari in den Chobe Nationalpark. In unserem Zimmer machen Heidrun und ich uns lediglich eine Tasse Kaffee, die wir beide morgens brauchen. Frühstück gibt es erst nach der Safari! Wir steigen also in die uns bereits bekannten Jeeps. Der Eingang zum Nationalpark ist höchstens drei bis vier Kilometer von der Lodge entfernt. Ich war zunächst etwas irritiert, dass wir die gleiche Route wie gestern nehmen sollten. Wurde dann aber eines Besseren belehrt. Es ist wirklich ein gravierender Unterschied, zu welcher Tageszeit man eine Route fährt.
Der einheimische Fahrer, erläutert uns auf englisch Gesehenes oder weist uns auf Nichtgesehenes hin. So hält er in der Nähe eines Baumes, wo schon mehrere andere Jeeps stehen und die Reisenden versuchen zu verstehen und zu entdecken, worauf wir dann doch recht aufgeregt hingewiesen werden. So soll hier auf dem Baum ein Leopard liegen. Heidrun und ich brauchen etwa 5 bis 10 Minuten, bevor wir ihn dann entdecken. Der Baum ist einerseits nicht so nah und andererseits liegt die Großkatze auf einem Ast der von uns abgewandten Seite des Baumes. Beim Heranfahren erkennen wir den schlafenden Leopard. Beim Fotografieren hilft uns dann der vortreffliche Zoom unserer Kompaktkameras. Andere haben viel bessere Kameras, aber so nah wie wir, bekommt keiner die etwas entfernteren Tiere herangezogen. Und so sind wir doch recht stolz darauf, was wir da aufs Bild bekommen haben, dass mit bloßem Auge wenig sichtbar ist.
So geht es dann weiter. Da wo gestern viele Elefanten waren, sieht es heute erst einmal recht leer aus. Bei genauerem Hinsehen heben sich dann einige Punkte aus der grün-braun-grauen Graslandschaft heraus. Wenn man noch genauer hinschaut, kann man dies als Köpfe irgendwelcher Tiere deuten. Aber unsere Fahrer sind da natürlich geübter und deuten auf die Punkte und erläutern: „lions“. Nun sind wir natürlich endgültig wach und die Löwen offensichtlich auch. Mit dem Telezoom bekommen wir sie gut ins Bild. So können wir verfolgen wie ein jüngerer Löwe offensichtlich auf das Terrain eines Älteren vordringen möchte, dann aber von dem Älteren in die Flucht getrieben wird. Dann werden wir auch Zeuge des Liebesspiels eines männlichen Löwen mit einem weiblichen. Es ist offensichtlich Paarungszeit. In dieser Zeit soll es bei Löwen zu 30 bis 50 Paarungen am Tag kommen (Zur Sexualität unter Großkatzen vgl. http://www.kidogos-bigcats.de/katzen/allgemeines/sexualitaet-unter-grosskatzen/). Kein Wunder, dass sie dann am Nachmittag erschöpft unter schattenspendenden Bäumen lümmeln, wie wir gestern beobachten konnten.
Die Beobachtung nimmt natürlich einige Zeit in Anspruch. Wir stehen hier sicher insgesamt fast eine Stunde an mehreren Stellen, um das Treiben der Löwen zu beobachten. Danach geht es weiter. Auf einer Anhöhe sammeln sich die Jeeps und es wird eine Pause eingelegt. Uns ist es etwas unheimlich hier auszusteigen, aber der Fahrer fängt an, aus einem Karton, den er aus einem Verladefach holt, Tassen auf die Motorhaube des Jeeps zu stellen und aus Thermosflaschen heißen Kaffen einzuschenken und Zucker sowie Trockenmilchpulver bereitzustellen. Dazu gibt es noch kleine Gebäckstücke. So kommen wir zu einem Frühstück in der Savanne. Offensichtlich geht man davon aus, dass sich die wilden Tiere bei so vielen Menschen nicht trauen, uns zu nahe zu kommen. Immerhin sind inzwischen mindestens 15 Jeeps hier auf dem Plateau eingetroffen, was etwa 100 bis 120 Touristen entspricht. Dabei auch eine andere Gruppe von Chamäleon und asiatische Reisegruppen, die man an ihrem Mundschutz erkennt.
Nach etwa einer halben Stunde geht es dann weiter. Der Rest dieser Safari ist nun nicht mehr so spannend. Wir sehen noch einige Antilopen und auch einige Giraffen. Aber die Höhepunkte heute waren sicher der Leopard und die Löwen. Gegen 9 Uhr sind wir zurück in der Lodge und lassen uns nun das Frühstück schmecken. Der Kaffee und das Safarifrühstück helfen uns, die wieder längeren Zeiten, wenn man auf sein frisch zubereitetes Rührei oder Eieromlett oder auf das Nachschenken des Kaffees wartet, mit Gelassenheit zu ertragen. Auf die Idee, auf unserem Tisch mit immerhin 12 Personen zwei bis drei Kaffeekannen zu deponieren, kommt offensichtlich niemand von dem Bedienpersonal.
Danach haben wir eine längere Pause. Auf dem Weg in unser Zimmer begegnen wir mehreren Warzenschweinen, die durch die Anlage und über den Parkplatz laufen. Bis 14:45 Uhr sind wir nun uns selbst überlassen. Dann geht es noch auf eine Bootssafari auf den Chobe. Ich will ein wenig ruhen. Heidrun geht derweil in die Lobby der Lodge und versucht über WLAN ihre Bilder hochzuladen und entspannt am Pool mit anderen unserer Reisegruppe.
Gegen 14:45 Uhr treffen wir uns alle dann wieder an der Bootsanlegestelle von unserer Lodge. Mehrere Boote unterschiedlicher Größe werden startklar gemacht. Wir bekommen mit einer anderen Reisegruppe von Chamäleon ein mittleres Boot zugewiesen. Auf dem Boot stehen uns drei Einheimische zur Verfügung. Einer steuert das Boot, ein anderer macht die Erläuterungen und ein wenig Entertainment und ein Dritter betreut die Bar, an der man Getränke erstehen kann. Die Tour führt uns um die Flussinsel Sedudu, ein flaches, unbewohntes aber tierreiches Eiland von etwa 5 qkm Größe. Obwohl die Insel sogar mehrere Monate im Jahr überschwemmt ist, hat sie es schon bis zum Internationalen Gerichtshof in Den Haag geschafft. Hintergrund war ein Gebietsdisput zwischen Namibia und Botswana, die beide die Insel für sich beanspruchten. Namibia, weil sie sie als Farmland nutzen und Botswana, weil sie sie zum Teil des Chobe-Nationalparks machen wollte. Der Internationale Gerichtshof urteilte 1999 zugunsten Botswanas, weil er die Flussmitte dahin definierte, wo der tiefste, breiteste und wasserreichst Arm des Chobe zwischen der Insel und den Ufern verläuft. Da dies zwischen der Insel und der namibischen Seite der Fall ist, war es konsequent, die Insel Botswana zuzuordnen. Dies wurde dann auch von Namibia akzeptiert. Schön, das daraus kein Krieg erwachsen ist.
Die Fahrt ist recht gemütlich. Noch einmal können wir viele Völgel, aber auch Antilopen, Elefanten, Flußpferde und Krokodile beobachten. Sicher am eindrucksvollsten sind an diesem Nachmittag jedoch die großen Büffelherden, die man auf der Insel Sedudu sehen kann. Die Kaffernbüffel sehen aus der Nähe schon recht beeindruckend aus. Da sie auch als recht unberechenbar gelten, sollte man sich ihnen auch nur mit Vorsicht und vor allem nicht ungeschützt nähern. Hier auf dem Boot sind wir aber wohl sicher. Die Fahrt dauert wieder rund drei Stunden und endet dann mit einem wunderschönen Sonnenuntergang über dem Chobe-Fluss. So ist es schon fast dunkel als wir in unsere Lodge zurückkommen. Die Safaris durch den Chobe-Nationalpark waren sicher auch wieder ein besonderes Highlight unserer Reise, die sich nun doch langsam dem Ende zuneigt.
Während der Mittagspause hatte Butz offensichtlich wegen eines Restaurants für das Abendessen sondiert und schlägt nun ein Indisches Restaurant vor, das kaum 100 Meter von unserer Lodge entfernt liegt. Wir erklären uns einverstanden und nach einem kurzen Aufenthalt in unseren Zimmern treffen wir uns zum vereinbarten Zeitpunkt und brechen auf. Das Indische Restaurant ist einfach, macht aber einen guten Eindruck. Wir werden sehr freundlich empfangen, auch wenn die Bestellung von Rock Shandy den Inderinnen doch einige Schwierigkeiten bereitet, weil ihnen das Getränk unbekannt ist. Mit Butz Hilfe gelingt es dann doch schnell, unseren Getränkewünschen nachzukommen. Etwas schwieriger wird es dann beim Beer Shandy, also dem, was wir Radler nennen. Bei der Essensauswahl übernehmen Anja und vor allem Karsten die Regie, die ja einige Zeit in Indien gelebt haben. Sie schlagen vor, dass sie unterschiedliche Gerichte aussuchen und bestellen und dann jeder von allem kosten kann. Da Butz und ich schon relativ festgelegt sind, werden zu den bereits georderten Gerichten noch mein Tandoori-Gericht und Rippchen für Butz bestellt. Der Tisch wird mit allerlei leckeren Speisen gefüllt und dann geht’s los. Natürlich werden auch die bestellten Gerichte von Butz und mir auf den für alle zugänglichen Tisch gestellt und verkostet.
Insgesamt haben wir einen sehr schönen und unterhaltsamen Abend. Das Essen war sehr schmackhaft zubereitet und es hat schon auch eine kommunikative Wirkung, ganz unterschiedliche Gerichte zu kosten und vom Nachbarn empfohlen zu bekommen. Es erinnert mich an Tapas essen beim Spanier. Zum Schluss ist der Preis auch nur ein Bruchteil von dem, was wir in der Lodge bezahlt hätten. So gehen wir alle zufrieden zurück und bereiten uns innerlich auf unsere morgige letzte Tour nach Simbabwe vor.