Ich habe ausgezeichnet und acht Stunden durchgeschlafen und so meine Schlafdefizite von gestern Nacht weitgehend kompensiert. Zu meiner Freude und Überraschung lässt das Frühstücksbuffet im Ciarus auch keine meiner Wünsche offen. Es gibt Müsli, Wurst und Käse, viel frisches Obst, natürlich auch Rührei und vor allem guten Kaffee. Nur was das Brot betrifft, muss ich mich in Frankreich wieder umgewöhnen. Als jemand der gewöhnlich Roggenvollkornbrot schätzt muss ich mich nun wieder für die nächsten Wochen an Baguette gewöhnen. Aber das kenne ich ja bereits. Aber ich bin vor allem darüber überrascht, weil ich die Franzosen bisher nicht als Frühstücksliebhaber kennengelernt habe. Bei mir hat sich festgesetzt, dass die Franzosen morgens gerade mal ein Croissant oder etwas Baguette mit Marmelade zu sich nehmen und dazu einen Kaffee oder Espresso trinken.
-
-
Das heutige Frühstücksbuffet. Ob ich so etwas noch öfters bekomme.
Spaziergang zum Bahnhof
Bei meinem für heute geplanten Stadtrundgang will ich zunächst zum nahegelegen Bahnhof laufen, von dem ich heute kurz nach 18 Uhr dann nach Paris fahren werde. Der Weg führt durch das bürgerliche Viertel der Neustadt, das durch gründerzeitliche chique Wohnbebauung geprägt ist. Das Wetter hat sich leider etwas verändert. Statt Sonne bleibt der Himmel heute überwiegend wolkenverhangen. Aber es regnet nicht. Der Bahnhof macht auf den ersten Blick einen etwa futuristischen Eindruck. Er sieht aus wie ein ruhender Walfisch. Der alte Kern, der noch weitgehend vorhanden, ist, ist durch eine Glasfacettenhaube versteckt worden. Ob es tatsächlich Glas ist, habe ich allerdings nicht überprüft. Aber der alte Bahnhof ist dadurch weitgehend versteckt. Man sieht ihn kaum. Erst wenn man in die Glashaube eintritt, merkt und sieht man, dass der alte Bahnhof noch komplett erhalten ist. Ich orientiere mich ein wenig, ob auch Aufzüge zu den Bahnsteigen führen. Das ist offensichtlich der Fall. Dann versorge ich mich noch mit zwei Flaschen Wasser, die ich für den Tag brauche und verlassen dann den Bahnhof, um nun die Stadt weiter zu erkunden.
-
-
Hier war wohl auch Mannesmann schon tätig, allerdings sicher vor 1918.
-
-
Hier ein Beispiel für d.ie moderne Wohnbebauung in Strasbourg …
-
-
… und das ist der Bahnhof!
-
-
-
Hier drinnen sieht man dann, dass sich der Bahnhof kaum verändert hat, man hat ihn nur gewissermaßen versteckt. Hier sieht man auch das alte Bahnhofsportal.
-
-
So sah der Bahnhof früher aus.
-
-
Die Alte Bahnhofshalle.
-
-
Blick zurück auf den Bahnhof.
La Petite France (Das kleine Frankreich)
Vom Bahnhof aus spaziere ich zu dem unweit gelegenen Viertel Le Petite France. Das Quartier ist geprägt durch alte Fachwerkhäuser aus dem 16. und 17 Jahdt. mit ihren hohen Spitzdächern. Es ist von vier Kanälen des Flusses Ill durchzogen. Während es früher lange Zeit ein Arbeiterviertel war und von den Straßburgern aber auch den Touristen weitgehend ignoriert wurde, ist es heute sicher eine, wenn nicht die Hauptsehenswürdigkeit von Strasbourg, wird hier doch das alte Frankreich lebendig.
-
-
Der Weg vom Bahnhof zum Viertel La Petit führt durch die Rue du Maire Kuss. Emile Kuss war zur Zeit der Belagerung Strasburgs durch die Deutschen 1870 der Bürgermeister von Strasbourg.
-
-
Blick auf die Kirche Saint-Pirre-Le-Vieux (Heiliger Peter der Ältere)
-
-
Sie wurde im 14. Jhdt. erbaut und nach der Reformation wurde die reiche Innendekoration durch den ersten protestantsischen Bildersturm weitgehend zerstört. Ein Besuch der Kirche(n) ist zur Zeit ohnehin nicht möglich, weil heute am Sonntag natürlich mehrere Gottesdienste stattfinden.
-
-
Diese Plakate begegnen einem hier immer wieder. Sie sind eine Werbung für das am 8. März durch das französische Parlament ind die Verfassung aufgenommene Recht der Frauen auf Abtreibung.
-
-
Hier nun Impressionen aus dem Petit France.
-
-
-
-
-
-
-
-
-
Bei soviel Altem dachte ich, könnte ein Selfi von mir auch nicht schaden.
-
-
Die Kirche Saint-Thomas. Sie wurde zwischen dem 13. und 16 Jhdt. erbaut. In ihrem Inneren befindet sich ein Mausoleum für Hermann Moritz Graf von Sachsen, genannt „Maréchal de Saxe“ („Marschall von Sachsen“), (1696 – 1750) war ein deutscher Feldherr und Kriegstheoretiker in französischen Diensten. Auch befindet sich in der Kirche eine Silbermann-Orgel. Leider komme ich hier aber auch nicht hinein.
-
-
Vor der Kirche sitzt Albert Schweitzer der hier im Elsass (Colmar) geboren wurde.
Durch das Stadtzentrum Grand Ile – (Große Insel)
Neben dem Petite France liegt das gesamte Stadtzentrum von Strasbourg auf einer Großen Insel des Flusses Ill, eines linken Nebenflusses des Rheins, der weitgehend parallel zum Rhein verläuft und ca. 217 km lang ist. Ich laufe hier entlang der Rue de Grandes Arcades (Straße der Großen Arkaden), der Hauptmagistrale der Innenstadt.
-
-
Spitalskirche an der Rue de la 1. Armee.
-
-
Der Place des Triepiers (Platz des Tripiers) wurde 1957 wieder neu angelegt, nachdem er durch amerikanische Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war.
-
-
Die Staue auf dem Platz würdigt den Kanzler Reimbold Liebenzeller, der die Straßburger Truppen am 8. März 1262 beim Sieg über den in der Stadt herrschenden Bischof anführte. Die Niederlage des bischöflichen Heeres ermöglichte die Errichtung der freien Republik Straßburg.
-
-
Blick auf den Gutenbergplatz.
-
-
Gutenberg mit einen gedruckten Schriftstück. Wenn ich es richtig übersetze
-
-
Wenn ich es richtig übersetze heißt das wohl sinngemäß, dass durch den Buchdruck Licht in die Welt gekommen ist.
-
-
Natürlich darf auch die Buchdruckpresse an einem Denkmal für Guttenberg nicht fehlen.
-
-
Noch einmal ein kurzer Gang zum Liebfrauenmünster, das aber natürlich zur Zeit wegen der Gottesdienste auch noch geschlossen ist.
-
-
So bleibt mir der Schlossplatz vor der Kathedrale. Links das Palais Rohan. Der Palast wurde 1731 bis 1742 im Auftrag des Kardinals Armand-Gaston-Maximilien de Rohan-Soubise an der Stelle errichtet, auf der sich zuvor die ehemalige Bischofsresidenz der Erzbischöfe von Straßburg erhoben hatte, das sogenannte Palatium (erbaut ab 1262). Der neue Palast diente den vier (von 1704 bis 1803) aufeinander folgenden Fürstbischöfen und Kardinälen aus der Familie Rohan als Stadtresidenz. Das Schloss beherbergt heute drei Museen Srasbourgs. Rechts das Bauwerk ist die alte Dombauhütte.
-
-
Hier ein Denkmal und eine Würdigung für die am Kirchenbau beteiligten Steinmetze.
-
-
Blick auf das Münster.
-
-
Das romanische Portal am südlichen Querhaus.
-
-
Detail des Portals.
-
-
-
Blick über den Platz Kleber. Er ist sicher einer der größten Plätze in Strasboug und ist benannt
-
-
Jean-Baptiste Kléber (1753 in Straßburg-1800 in Kairo) war ein General der französischen Revolutionsarmeen. Er diente bei der Niederschlagung des Aufstands der Vendée, im ersten Koalitionskrieg gegen Österreich und Preußen und der Expedition Bonapartes nach Ägypten und Syrien. Kleber wurde in Ägypten ermordet. Neuere Forschungen gehen davon aus, dass er einem Komplott des wiederennnaten französischen Außenministers zum Opfer fiel, in der Rückkehr des Generals nach Frankreich eine Gefahr für Bonapartes Karriere zum neuen, alleinigen Machthaber sah.
-
-
Das dominierende Gebäude auf der auf der Place Kleber.
-
-
-
-
Blick über die Place Broglie
-
-
Hier auch La Ville Europeenne, was immer sich dahinter verbirgt, habe ich leider noch nicht herausbekommen.
-
-
Häuserzeile an der Place Broglie.
-
-
Die erste Zeile der französischen Hymne.
-
-
Denkmal für François-Étienne-Christophe Kellermann, auch de Kellerman (* 28. Mai 1735 in Straßburg; † 13. September 1820 in Paris) war ein französischer Pair und Offizier in der Zeit der Revolutionskriege, der durch Napoleon zum Duc de Valmy (Herzog von Valmy) erhoben und zum Maréchal d’Empire ernannt wurde.
-
-
Die Opéra national du Rhin („Nationale Rhein-Oper“) ist das Opernensemble (Solisten und Chor) der Städte Straßburg, Mülhausen und Colmar im Elsass. Hier das Opernhaus in Strasbourg an der Kopfseite der Place Broglie.
-
-
Die Rückseite des Opernhauses mit Blick zum Münster.
Die Neustadt, das deutsche Kaiserviertel
Schon gestern habe ich in meinem Bericht darauf hingewiesen, dass Strasbourg auch heute noch auf die Bedeutung der Machtübernahme der Deutschen nach 1870 hinweist und sie für die Entwicklung der Stadt preist. Das lag vor allem daran, dass Straßburg zu einem Schaufenster des Deutschen Reiches werden sollte. In weniger als einem halben Jahrhundert erlebte die Stadt eine >Blüte, die ihre Fläche verdreifachte. Die Neustadt gilt sowohl in städtebaulicher als auch in architektonischer Hinsicht als vorbildlich. Sie ist gut erhalten und gehört ebenfalls zum dem Teil Strasbourgs der zum UNESCO Weltkulturerbe gezählt wird. Das Schaufenster dieses Viertels Reicht von der Place de la Republique entlang der Avenue de la Liberte bis zum Place de L´Universite. Leider habe ich nicht mehr so viel Zeit, mir alles genauer anzuschauen. Deshalb hier nur einige für mich eindrucksvolle Impressionen.
-
-
Die Place de la Republique …
-
-
… mit zur Zeit phantastischer Magnolienblüte.
-
-
In der Mitte des Platzes ein bemerkenswertes Gefallenendenkmal aus dem Jahre 1936. Es zeigt eine weinende Mutter (Straßburg), die ihre zwei sterbenden Söhne im Arm hält, das eine in französischer, das andere in deutscher Uniform, als Hommage an die Elsässer, die im Kampf für beide Länder gefallen sind.Es trägt nur eine lakonische Inschrift „Für unsere Toten“ Es gilt als eines der sehr wenigen pazifistischen Gefallenendenkmäler in Frankreich.
-
-
Die unterschiedlichen Uniformen hätte ich nicht erkannt, da die sterbenden Jünglinge nackt sind.
-
-
Hier noch einmal aus einer anderen Perspektive.
-
-
Das monumentalste der Bauwerke rund um die Place de la Republique is der Palast du Rhin (1889, Rheinpalast), eine Mischung aus Florentiner Neorenaissance und Berliner Neubarock. Dieser anachronistische Palast, der für die seltenen und kurzen Aufenthalte des Kaisers und seine Gefolges bestimmt war war mit hohem Kostenaufwand errichtet worden und wäre in den 1950er Jahren beinahe abgerissen worden.
-
-
Blick auf die andere Seite des Platzes, links die Boblióthéque National Universitaire aus dem Jahre 1895 und rechts das Théatre National de Strasbourg aus dem Jahre 1892.
-
-
Blick über die Avenue de la Liberte zum Palais Universitaire, …
-
-
dem Universitätspalast aus dem Jahre 1884
-
-
Gang entlang der Ill
-
-
Hier noch eine weitere Kirche Saint-Pierre-Le-Jeune. Diesmal ist sie katholischer Konfession und wurde auch zur Zeit der Deutschen 1888 bis 1893 erbaut.
-
-
Davor das Denkmal für Charles Eugène Vicomte de Foucauld de Pontbriand, Charles de Jésus, im Deutschen auch Bruder Karl von Jesus, (* 15. September 1858 in Straßburg; † 1. Dezember 1916 in Tamanrasset, Algerien) war ein französischer Forscher, Offizier im 2e régiment de hussards, Priester, Mönch und Eremit. Also vom Lebenslauf her eine ziemlich schillernde Persönlichkeit. Am 3. Mai 2021 gab Papst Franziskus im öffentlichen Konsistorium die bevorstehende Heiligsprechung von Foulcauld bekannt. Wegen der COVID-19-Pandemie fand diese am 15. Mai 2022 statt.
-
-
Kurzer Blick in das Innere der Kirche.
-
-
Attraktive Häuserecke in der Neustadt.
Das Europaviertel
Mein letzter Spaziergang führt mich ins Strasbourger Europaviertel. Da es etwas außerhalb liegt, erprobe ich mich an der Straßenbahn, die hier Tram heißt. Nach einiger Zeit habe ich das inzwischen voll automatisierte Verfahren verstanden. und gelange mit einem Mal Umsteigen ans Ziel. Strasbourg ist vor allem der offizielle Sitz des Europäischen Parlaments und Sitz des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte. Das Europäische Parlament hat allerdings inzwischen sowohl in Luxembourg als auch in Brüssel bedeutende Dependancen, was Europakritiker gerne und mit großem Erfolg als Beispiel für die Verschwendung von Steuergeldern der Europäischen Institutionen heranziehen. Darüber will ich hier aber nicht richten. Auffallend ist nur, dass am Europäischen Parlament schon wieder ein Großbaustelle ist.
-
-
Blick auf die Eingangsseite des Europäischen Parlaments.
-
-
Blick auf den Europapalast, dem Sitz des Europäischen Rates. Mitglieder sind die Staats- und Regierungschefs der 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union.
-
-
Gebäude derjenigen Firmen und Institutionen, die Engen Kontakt zu den Europäischen Institutionen halten müssen oder wollen.
-
-
Skulptur vor dem Eingang des Europäischen Parlaments.
-
-
einige Blicke vom Ufer der Ill .
-
-
Hier die Rückseite des Europäischen Parlaments.
-
-
Blick auf das Ensemble von Europäischem Rat und Europäischem Parlament.
-
-
Noch enmal das Parlamentsgebäude.
-
-
er Eingang zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrecht. Die tatsächlich Größe dieses Bauwerks habe ich leider nich einfangen können.
-
-
Abstecher zur Synagoge in Strasbourg.
-
-
Das Hauptportal der Synagoge.
-
-
Modell der alten, von den Deutschen 1940 zerstörten Synagoge von Strasbourg.
-
-
Die Rückseite der Synagoge.
-
-
Osterglocken im Park hinter der Synagoge.
-
-
Noch einmal eine Straßenansicht in der Neustadt.
Fahrt mit dem TGV nach Paris
Als ich dann nach einem längeren Aufenthalt in der Lounge meiner heutigen Unterkunft zum Bahnhof fahre, beginnt es zu regnen. Ich bin froh, dass ich relativ früh zum Bahnhof gefahren bin, weil der Regen immer stärker wir. Die Fahrt nach Paris verläuft dann unproblematisch, außer dass der Zugbegleiter erst mal nicht weiß, wo in dem Wagen, der mir auf meiner Fahrkarte zugewiesen ist, ein Fahrradplatz sein sollte. Schließlich finde ich ihn. Eine Bemerkung erlaube ich mir noch. Die TGV in Frankreich scheinen schon in die Jahre gekommen zu sein. Ich lobe zwar ungern die Bahn in Deutschland, aber der Komfort und die Bequemlichkeit ist in unseren ICE angenehmer.
Nach zwei Stunden erreicht der Zug Paris am Gare de Est, also am Ostbahnhof, wo die meisten Züge aus Richtung Deutschland ankommen. Zu meiner Überraschung sieht der Gare de Est noch genauso aus wie ich ihn von meiner letzten Reise nach Paris im Jahre 1976 in Erinnerung habe. Nachdem ich mein Gepäck wieder aufgeladen habe, begebe ich mich in den abendlichen Verkehr von Paris, was natürlich gewöhnungsbedürftig ist. Zwar gibt es überall Fahrradwege, sie sind aber sehr schmal und die französischen Radfahrer sind doch sehr eigenwillig. Nach dreieinhalb Kilometern komme ich aber unbeschadet an meinem gebuchten Hostel an. Ich habe nun für die nächsten Tage ein einfaches aber recht großes Einzelzimmer, bei dem man angesichts des Preise in Paris einige Mängel sicher nicht beanstanden kann.
Damit aber nun Schluss für heute!
-
-
Der Gare de Est,
-
-
Blick entlang des Querbahnsteigs des Kopfbahnhofes.