Heute scheint die Sonne von einem blauen Himmel herab, es ist wärmer geworden und der doch recht heftige Wind der letzten Tage hat nachgelassen. Heute habe ich aber auch noch einmal knapp 90 Kilometer vor mir, aber dafür sind es morgen bis Saint-Jean-Pied-de-Port nur noch etwa 55 Kilometer. Das Frühstück in der Auberge de Pins, also übersetzt Herberge in den Kiefern, ist in Ordnung, wenn auch etwas sehr auf französisches Frühstück reduziert. Von den Gästen her scheint es wohl eher eine Unterkunft für gut situierte ältere Franzosen zu sein.
Nach dem Frühstück fahre ich noch einmal kurz in den Ort Sabres hinein, weil ich mir noch die Kirche anschauen wollte. Es gibt hier nämlich einige Kirchen, deren Türme so etwas wie den Charakter von Blendfassaden haben, so auch hier in Sabres. Ich habe solche Kirchentürme sonst noch nirgends gesehen. Also umrunde ich die Kirche, traue mich aber nicht hinein, da gerade Gottesdienst ist. Wir haben eben Sonntagmorgen zwischen 9 und 10 Uhr.
Dann geht es zurück auf die Piste und die nächste 35 Kilometer bis Tartas ging fast eben weiter, auch wenn die Straßen nicht mehr ganz so schnurgerade waren. In Tartas machte ich auf einer Bank vor dem Hotel de Ville dann Mittagspause und war mir der Aufmerksamkeit der Besucher der beiden Restaurants auf dem Platz sicher. Dennoch bot sich der Platz als Rastplatz für mich an. So viele Bänke findet man in Frankreich auf so einer Tour auch nicht.
Danach dann wieder Hügelgelände und wieder beginnende Landwirtschaft, insbesondere Weidewirtschaft mit großen weißen Kühen, die einen sehr muskulösen Eindruck machen und später auch wieder Weinbau. Auch die Orte verändern sich. Sie werden schon ab Sabres adretter und sind nicht mehr nur pittoresk. Man hat den Eindruck, dass hier doch etwas wohlhabendere Menschen leben als in den bisherigen ländlichen Regionen, durch die ich gefahren bin. Von was die Menschen hier allerdings leben, kann ich im Moment noch nicht feststellen.
Was aber das ganz Besondere an dieser Strecke ist, zum ersten Mal bekomme ich die Silhouette der Pyrenäen zu sehen und hoffe, dass sie auch auf den Fotos gut sichtbar sind. Man kann gut erkennen, das die Gipfel je weiter nach links oder geografisch korrekter nach Osten zu immer höher werden, aber auch noch schneebedeckt sind. Nach Westen zum Atlantik zu werden sie niedriger und hören ja wohl kurz vor der Atlantikküste tatsächlich auf. Da ich mich nun offensichtlich durch das Vorland der Pyrenäen bewege, wird auch nachvollziehbar, dass die Hügel bergiger und die Anstiege steiler werden. Vor Salies-de-Béarns wird es noch einmal sehr heftig. Ich muss eine Steigung von 100 Metern und 14 Prozent hinauf. Hier hilft dann nur schieben.
In dem Chambre d´Hotes Les Renards werde ich von Sabine und Philippe Castano sehr freundlich begrüßt. Sie haben das Haus wohl auch erst vor einem Jahr übernommen und machen auch nicht den Eindruck, dass ihr Leben allein davon abhängt. Philippe spricht sehr gut englisch, für mich schon fast wieder zu gut. Sabine spricht dagegen etwa so ausgeprägt wie ich. Die Unterkunft ist nett, leider wieder kein Schreibtisch. Nachdem ich mich eingerichtet habe, mache ich mich auf den Weg in die Stadt, um meinen Hunger zu beseitigen. Meine Gastgeber haben mir das A la Fraich´ empfohlen und Sabine hatte mir den Weg mit „left, right, left and over the Bridge“ beschrieben, wodurch ich auch ohne Schwierigkeiten den Weg in das Städtchen finde. Es ist übrigens ein sehr adrettes und sehenswertes Städtchen. Auch das A la Fraich´war eine gute Empfehlung. Ich lasse mir eine Pizza schmecken, bummle danach noch ein wenig durch das Städtchen, verspüre aber bald den Drang nach Ruhe und mache mich auf den Rückweg zu den Füchsen. Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich inzwischen eine Ruhephase herbeiwünsche und froh bin, dass ich morgen nach Saint-Jean-Pied-de Port komme. Inzwischen habe ich für mich schon entschieden, dort nach Möglichkeit eine Woche zu verbringen.
Tagesdaten: 89,29 Km; 07:08:49 Std. Fz.; 12,49 Km/h; 695 Hm