Heute morgen ist das Wasser wieder da. Es ist schon sehr angenehm an solchen Sommertagen duschen zu können. Heute geht es weiter in den Hohen Kaukasus. Morgen kehren wir aber noch einmal nach Tiflis zurück in unser FOLK Boutique Hotel. Der Service des Hotels wäre ausbaufähig. Kaffee ist nie genug da und meistens muss man Schlange stehen, um überhaupt einen zu bekommen, wenn das Müsli aufgebraucht ist, gibt es keinen Nachschub, es liegt zwar ein Brett mit Brotmesser da, aber es gibt kein Brot usw.
Nach dem Frühstück geht es auf der alten Georgischen Heerstraße Richtung Norden.
Unterwegs besichtigen wir die herrlich gelegene Festung Ananuri (15. Jh. -18. Jh.). Hier kann die schöne Südfassade der Mutter Gottes geweihten Kirche bewundert werden. Sie ist reich mit Steinmetzarbeiten mit christlichen Symbolen geschmückt und gilt als eine der schönsten Fassaden georgischer kirchlicher Architektur. Die zur Festung entwickelte Burg liegt oberhalb des Schinwali-Stausees, der erst 1986 seit 1986 fertig geflutet ist und etwa 60 km von Tiflis entfernt, vom Fluss Aragwi gespeist wurde. Der Komplex umfasst religiöse, weltliche und militärische Gebäude. In der Burg befindet sich ein georgisches orthodoxes Kloster. Die Burg hat zwei große Kirchen: die ältere kleinere Erlöserkirche und die 1689 erbaute große Entschlafung-der-Gottesgebärerin-Kirche, die sich durch einen reichen Reliefschmuck an den Außenwänden und Fresken im Innern auszeichnet. Die mächtige zinnenbewehrte Ringmauer ist durch einen quadratischen Bergfried (Scheupowari genannt) in der Mauer und mehrere weitere Ecktürme verstärkt und noch in gutem Zustand. Der dem See zugewandte kleinere Teil ist ruinös und hat einen zentralen, aber kleineren runden Bergfried mit sechseckiger spitzer Haube. Ananuri war ehemalige Residenz der Fürsten von Aragwi (Herzöge). Vor der Anlage ist ein großer Platz, der als Autostop und von Markthändlern genutzt wird. Im Stausee befindet sich unterhalb der Festung eine Brücke, die bei niedrigem Wasserstand sichtbar wird. Sie ist Teil der Georgischen Heerstraße, die früher im Bereich des Stausees verlief, jetzt aber eine neue und höher gelegene Trasse hat.
Anschließend geht es weiter hinauf in den Großen Kaukasus und wir fahren auf einer engen Straße mit viel LKW-Verkehr über den Kreuzpass (2.395 m) bis nach Stepanzminda am Fuß des Kasbek (5.047 m). Die Fahrt dauert ziemlich lang und ist auch recht abenteuerlich, weil der LKW-Verkehr mit einem LKW nach dem anderen, Serpentinen aber auch die Qualität der Straße uns daran hindert, schneller voranzukommen. Besonders problematisch erscheinen die Brücken, die meines Erachtens schon in einem sehr desolaten Zustand sind. Man spürt richtig wie sie schwanken, wenn man drüber fährt oder sogar, wenn man nur drüber geht. Bei genauer Betrachtung ist der Beton auch schon bis auf die Stahlstreben, die ihn zusammenhalten sollen abgebröckelt und die Stahlstreben rosten vor sich hin. Ich bin sehr gespannt, ob man nicht bald hier von einem Brückeneinsturz lesen wird. Zumindest hoffe ich, dass es nicht in der Zeit passieren wird, wo wir hier in Georgien sind. Dazu kommt, dass viele Pkw überholen und dann irgendwann vor einem LKW stehen und sie den Verkehr dadurch aufhalten, dass sie sich nicht rechtzeitig wieder einreihen können oder wollen. Die sogenannte ehemalige große Heerstraße, die Tiflis nach Norden mit dem Süden Russlands verbindet, ist in einem desolaten Zustand. Die bizarre und eindrucksvolle Landschaft ist leider oft auch durch Touristenorte zersiedelt.
Kurz vor der Passhöhe, das unter sowjetische Zeiten errichtete, damals so genanntwe georgisch-russische Freundschaftsdenkmal. Die Freundschaft wird heute in Georgien sicher etwas differenzierter gesehen. So nennt man den Platz heute nur noch Aussichtsplattform mit einem tatsächlich wunderbaren Blick in den Großen Kaukasus.
Danach geht es wieder einige hundert Meter bergab. In dem Ort Sioni kehren wir zu einem Mittagessen ein, dass wieder die typische schon beschriebene georgische Art hat, natürlich immer mit einigen Variationen.
Nach dem Mittagessen fahren wir noch etwa eine Stunde nach Stepanzminda, ein Ort auf 1700 m am Fluss Terek sowie am östlichen Fuß des 5047 m hohen Berges Kasbek im Großen Kaukasus. Das Gebiet war bereits während der Antike besiedelt. 1877 wurde in Stepanzminda ein Schatz aus dem 4. bis 5. Jahrhundert v. Chr. gefunden, bestehend aus Silberbechern, eisernen Krügen und Armreifen sowie Statuetten von Tieren und Menschen.
In Stepanziminda geben wir im für heute gebuchten Hotel Stancia Kasbek unser Gepäck ab und wandern zu der oberhalb des Ortes auf einer Höhe von 2170 m auf dem hohen Kwemi Mta („Unterer Berg“) gelegenen und im 14. Jahrhundert erbauten Gergetier Dreifaltigkeitskirche (Gergetis Sameba). Der Wallfahrtsort ist durch eine Straße und einen Pilgerweg mit Stepanzminda verbunden. Zu Sowjetzeiten wurde eine Seilbahn zwischen Ort und Kirche errichtet, jedoch Ende der 1980er Jahre abgebaut, da sie von Gläubigen als Entweihung des Wallfahrtsortes empfunden wurde. Viele Pilger bevorzugen den Aufstieg zu Fuß. Auch wenn wir uns sicher nicht als Pilger verstehen, nehmen auch wir den Fußweg. Es geht recht ca. 450 m steil bergauf, aber wir überwinden alle Hindernisse und die Ausblicke entschädigen für jede Anstrengung. Als wir oben ankommen haben wir sowohl einen fantastischen Blick auf den Kasbek als auch auf Dreifaltigkeitskirche. Letztere ist weniger als Gebäude interessant denn wegen ihrer Lage auf dem Unteren Berg, die sie weithin sichtbar macht.
Der Kasbek ist der dritthöchste Berg Georgiens und der achthöchste Berg des Großen Kaukasus. Der Kasbek soll jener Berg der griechischen Mythologie sein, an den Prometheus gekettet wurde, weil er den Göttern das Feuer entwendete und unerlaubt den Menschen gab. Nach dem Mythos riss ihm dort ein Adler täglich ein Stück der immer wieder nachwachsenden Leber aus dem Leib, bis er von Herakles befreit wurde.
Abends bekommen wir noch ein gutes traditionelles Abendessen in unserem Hotel. Danach reicht es aber auch für heute.
Gehzeit: ca. 02:00-03:00 Std. | Gehstrecke: ca. 6 km | Fahrzeit: ca. 04:00 Std. | Fahrstrecke: ca. 170 km |Aufstieg: 350 m | Abstieg: 350 m | Unterkunft: Hotel Stancia in Stepanzminda | Verpflegung: F, M, A