Wieder ein sonniger Tag und es wird immer wärmer. Heute lagen die Temperaturen erstmals deutlich über 25 Grad. In Budapest werde ich mich nicht groß aufhalten. Die Städtereise habe ich schon vor ein paar Jahren gemacht. Ich stelle fest, dass Budapest sich weiter saniert hat, fahre aber ansonsten einfach durch, was beschwerlich genug ist. Zum einen ist die Beschilderung manchmal nicht ausreichend, zum anderen gibt es zwar jetzt sehr schöne neue Radwege, aber sie werden von Touristen zum Bummeln benutzt, was auch daran liegt, dass die Wege insgesamt damit ziemlich eng geworden sind. Überall laufen irgendwelche Touristen im Wege herum.
Nach Budapest wird es ruhiger. Zunächst führt die Strecke durch Industrielandschaft und dann wieder einmal auf eine Donauinsel, die Insel Csepel. Sie ist mit 257 qkm und 48 km Länge noch größer als die Insel im Donauknie. Dieser Inselreichtum in der Donau war mir bisher gar nicht bewusst. Er führt allerdings dazu, dass man die Donau auch nicht mehr als gewaltigen Strom wahrnehmen kann wie es vor dem Donauknie der Fall war.
Csepel ist relativ dicht besiedelt und hat auch eine industrielle Infrastruktur und Bedeutung. Aus der ehemaligen Stahlfabrik Manfréd Weiss Stahl-und Metallwerke AG Csepel, die die größte Waffenfabrik Österreichs-Ungarns war, wurden im Sozialismus nach deren Enteignung die Eisern und Metallwerke Csepel, wo unter anderem Fahrräder, Motorräder und Lastkraftwagen hergestellt wurden. Csepel ist aber kein reines Industriegebiet wie ich heute durchaus erleben durfte. Weiter südlich finden sich kleinere Städte wie Ráckeve, wo ich heute nächtige, Tökjöl, Halásztelek und Szigetsentmiklós. – Ich nehme an alle Leser können sich diese Namen merken und ich hoffe, dass ich sie richtig geschrieben habe! – Der östliche Teil der Insel wird hauptsächlich für Freizeitaktivitäten genutzt. So machen doch viele Familien am Wochenende offensichtlich Ausflüge an den Donaustrand und nutzen die teilweise vorhandenen Sandstrände zum Sonnenbaden und die anderen Ufer zum Angeln. Im mittleren Teil gibt es Landwirtschaft und auch Wälder.
Von Puszta-Romantik, die wir alle mit Ungarn assoziieren, merke ich wenig. Die Ungarn scheinen sehr viel Wert auf ihr klein Häuschen zu legen. So ist das Land auch ziemlich zersiedelt, was aber durchaus der Landschaft keinen Abbruch tut. Man kann hier offensichtlich sehr individuell bauen und so sehen die Häuschen oder Häuser und auch Villen sehr unterschiedlich aus, so als hätte sich jeder seinen Traum erfüllen können. Das macht das Land dann doch recht interessant. Die Ungarn scheinen auch viel in die Pflege ihrer Häuser zu investieren. Ein Beispiel: Der Donauradweg führt ja auch gelegentlich an der Donau entlang. Die Privatgrundstücke reichen dann auf jeden Fall nicht bis an die Donau. Dennoch ist dann oft das bis zur Donau reichende Stück Land sehr Liebevoll von den Anwohnern hergerichtet und gepflegt.
Ansonsten bin ich heute nicht soweit vorangekommen wie ich gewollt hätte. Das liegt auch an den Inseln und an den wenigen Brücken und Fähren. So habe ich nun hier in Ráckeve Station gemacht. Viel hat der Ort nicht zu bieten. Zum einen gibt es hier eines der vielen Schlösser des Prinzen Eugen. Er muss die irgendwie gesammelt haben. Wahrscheinlich waren ihm die Habsburger doch ausgesprochen gewogen als er ihnen die Türken vom Halse hielt. Zurzeit verfällt es allerdings etwas, weil auch das Hotel, was hier schließlich das Schloss nutzte nicht reüssiert hat. Ein gewisses Verständnis habe ich. Was will man schon wirklich in Ráckeve. Die Klientel des Hotels war sicher nicht prädestiniert, um mit den Einheimischen die Freude am Angeln und am Sonnenbaden zu teilen. Zum anderen gibt es noch eine serbisch-orthodoxe Kirche, die sich dadurch von anderen unterscheidet, dass der Kirchturm extra steht.
Tagesdaten: 68,79 km/05:25 Std. Fz/12,66 km/h/100 Hm aufwärts/103 Hm abwärts