Heute verlassen wir Clanwilliam und auch die Cederberge. Unser Ziel ist Springbok im Zentrum des sogenannten Namaqualandes. Das Namaqualand ist für seinen einzigartigen Pflanzenreichtum bekannt. Allerdings fasziniert diese unglaubliche Blütenpracht nur wenige Wochen im Jahr, vorwiegend im August/September und auch nur nach starken Regenfällen. Wir haben Pech, die Zeit der Blütenpracht ist bereits vorbei und der Regen ist wohl auch nicht gefallen. So stellt sich uns das Namaqualand als recht spröde savannenartige Gegend dar.
Der Name der Gegend deutet schon daraufhin, dass wir hier durch ein Hauptsiedlungsgebiet der Nama fahren, einem in Namibia und Südafrika beheimateten Volk. Die Nama werden von den San als „Brudervolk“ bezeichnet und sind vermutlich mit diesen oder später aus Zentralafrika zugewandert und haben sich sowohl in Südafrika als auch in Namibia niedergelassen. Traditionell wirtschafteten die Nama als nomadische Viehzüchter, wodurch sie sich zunächst deutlich von den als Jäger und Sammler lebenden San unterschieden.
In Südafrika hatten die Nama im Verlauf des 17. und 18. Jahrhunderts vielfältige Kontakte mit den Buren, anderen europäischen Siedlern und Missionaren. Während dieser Zeit nahmen die Nama größtenteils das Christentum an. Sie erlernten als Haus- und Farmangestellte der Europäer Lesen und Schreiben und den Umgang mit Pferden. Aus den Kontakten mit den Buren entstanden auch Beziehungen zwischen Buren und Nama-Frauen. Die daraus entstandenen Familien nennen sich Baster (wohl der eher abwertenden Bezeichnung „Bastard“ entlehnt, den die Buren verwendeten) und bilden inzwischen eine eigene Ethnie, die sich insbesondere um die Stadt Rehoboth südlich von Windhoek angesiedelt hat. Dabei haben sie immer sehr auf ihre Selbständigkeit geachtet, die ihnen allerdings nicht uneingeschränkt zugestanden wurde.
Trotz dieser Verbindungen mit den Buren wurden auch die Nama, wie andere Ethnien auch, von den Buren mit dem Schimpfwort „Hottentotten“ belegt, das in der Kolonialzeit hauptsächlich abwertend rassistisch und diskriminierend verwendet wurde. Es wurde für Menschen mit vermeintlich unterlegener Kultur und Mangel an intellektuellen Fähigkeiten verwendet.
Über diese Zusammenhänge klärt uns Butz während der Fahrt sehr kenntnisreich auf. Die Fahrt ansonsten ist heute recht unspektakulär. Es geht 340 Km über die Nationalstraße 7 nach Springbok, wo wir bereits am frühen Nachmittag ankommen. Springbok selbst ist eine kleine, recht modern anmutende Stadt, die durch Kupfervorkommen und den sich dazu entwickelnden Bergbau geprägt ist. Davon bekommt man als einfacher Tourist auf der Durchreise allerdings wenig mit. Wir machen dagegen auf der Terrasse eines von außen unscheinbaren kleinen Restaurants im Zentrum Station und legen eine längere Mittagspause ein. Auch wenn wir länger auf unser Essen warten müssen, hat es sich wieder einmal gelohnt und alle sind zufrieden mit ihrer Wahl. Wir sind aber nicht nur zufrieden, sondern inzwischen auch erstaunt, welch gutes Essen man in Südafrika immer serviert bekommt.
Danach geht es in unser Quartier, dem Olive Tree Guest House (http://tot.co.za). Die Zimmer sind recht geräumig und hübsch und individuell eingerichtet wie immer, aber mit dunklen Möbeln, die ich als Kolonialstil bezeichne. Das WLAN funktioniert auch hier nur unzureichend und der Swimmingpool ist defekt und daher leer und zum Leidwesen vieler aus unserer Gruppe nicht nutzbar. Bei Temperaturen über 30 Grad bekommt ein Swimmingpool nach einer langen Autofahrt schon eine besondere Bedeutung. So ziehen sich einige auf das Zimmer zurück bzw. spazieren durch den Ort. Butz hat dann für den Abend ein Buffett für uns geordert. So verbringen wir hier wieder bei einem guten Buffett mit regionalen Speisen, Wein, Bier und Rock Shandy einen unserer zünftigen und fröhlichen Abende, an denen man den ein oder anderen auch noch besser kennenlernt, obwohl gerade für mich sich die Gespräche am Tisch mit 11 weiteren Personen recht schwierig gestalten.