Heute Morgen war die Welt wieder in Ordnung. Der Strom funktionierte, ich konnte Duschen und auch noch meine Geräte wie die Powerbank, meine iPhones und meinen Fotoapparat aufladen und natürlich meinen Bericht veröffentlichen. In Finnland gilt übrigens die osteuropäische Zeit, so dass die Uhr um eine Stunde vorgestellt wird, wenn sie das nicht selber tut. Um 8 Uhr gab es Frühstück, das Johanna, die Hotelmanagerin sehr gut angerichtet hatte. Es gab Kaffee, zwei Brötchen, Wurst, Käse, Tomaten, Gurken, zwei hartgekochte Eier, Orangensaft und ein Fruchtjoghurt mit Früchten. Es gab aber neben mir nur vier weitere Personen, die Frühstückten.
Da Johanna so überhaupt nichts Samisches an sich hatte, fragte ich sie, ob sie tatsächlich aus der Gegend stamme. Da erzählte sie mir, dass sie aus Südfinnland sei, ihr die Natur und die Gegend aber hier so gefiele, dass sie vor zwei Jahren mit ihren beiden Kindern hierhergezogen sei und dieses Motel übernommen habe. Nun allzu viele andere Finnen aus dem Süden, die in diese Richtung gezogen sind, wird es wohl nicht mehr geben.
Als sie mich fragte, wo ich heute hinwolle, empfahl sie mir diesen Campingplatz und rief auch gleich an, ob eine Hütte frei sei. Offensichtlich kannte sie die Vermieter und schilderte sie als uralt. Danach teilte sie mir auf meine Frage nach dem nächsten Geschäft noch mit, dass es einen vergleichbaren Supermarkt wie hier in Näätämö erst wieder in Inari gebe, also in einer Entfernung von 150 Kilometern. Das ließ mich nun erst einmal in den nahegelegenen Supermarkt fahren, um meine Proviantvorräte aufzufüllen. Danach zahlte ich und bekam aufgrund der Haverie einen um 20 Prozent gesenkten Preis. Dann ging es gegen 10 Uhr wieder auf die Piste.
Die Tour heute verlief erheblich angenehmer als gestern. Es war etwa wärmer mit Temperaturen bis 18 Grad. Es ging über eine Hochebene mit weniger steilen Steigungen. Die Landschaft ist nicht mehr bergig oder hügelig, sondern bestenfalls wellig mit Steigungen von höchstens 1 bis 3 Prozent und auch der Wind hatte ein Erbarmen. Er kam mir zwar wieder entgegen und heute aus Südwest, weil ich ja auch gerade in diese Richtung fuhr. Aber er war doch wesentlich milder als gestern.
Ansonsten war auf den 90 Kilometern nichts Besonderes zu erleben und zu sehen. Die Gegend ist fast menschenleer. Kommt man an Ortsschildern vorbei, sieht man meistens die Orte nicht, weil es sich um sehr verstreute und von der Straße abgelegene Gebäude handelt, auf die lediglich alle paar hundert Meter eine Hausnummer und ein Briefkasten hinweist. Man fährt durch Wald, der inzwischen mehr von Kiefern als von Birken dominiert wird. Die Straße selbst ist nicht sonderlich befahren und so hat man sie häufiger für sich. Etwa alle 5 Minuten kommt ein Fahrzeug vorbei. Am heutigen Tag sah ich zwei Lkw, dann überwiegend Caravans, einige Motorräder und natürlich auch einige PKW. Auch etwa fünf bis sechs Radfahrer kamen mir entgegen. Aber es kam leider zu keinen Gesprächen. Den Autokennzeichen nach zu schließen bilden Norwegen, Finnen und Deutsche die Hauptanteile an Autos, die auf dieser Strecke zu dieser Zeit anzutreffen sind.
Der einzige nennenswerte Ort ist Sevettijärvi, ein Dorf, wo immerhin die orthodoxe Kirche und der Friedhof von der Straße aus zu sehen sind. Ansonsten ist es zwar ein Straßendorf mit 350 Einwohnern, das sich aber über eine Länge von 65 Kilometern zieht. So sind die meisten Häuser sind von der Straße aus nicht zu sehen. Allerdings ist der Ort wegen seiner Geschichte interessant, weil das Dorf 1949 gegründet wurde um hier 51 aus der Sowjetunion vertriebene Skoltsamenfamilien anzusiedeln. Damit ist Sevettijärvi auch heute noch die größte skoltsamische Siedlung in Finnland. Bei den Skoltsamen handelt es sich übrigens um eine Volksgruppe, die das zum östlichen Zweig der samischen Sprachen gehörende Skoltsamen sprechen. Allerdings spricht nur noch ein Bruchteil dieser Volksgruppe ihre traditionelle Sprache. Geblieben ist aber, dass sie noch überwiegend orthodoxen Glaubens sind. Auf dem Campingplatz in Sevettijärvi lege ich dann eine kurze Mittagspause ein.
Den von Johanna empfohlenen Campingplatz finde ich nur schwer, weil er nicht ausgewiesen ist und der oben genannte Ort weder als solcher erkennbar ist, noch durch ein Ortsschild ausgewiesen wurde. Schließlich fahre ich auf gut Glück auf ein Gelände, auf dem schon Caravans stehen und ich auch Hütten ausmache. Die Vermieter sind tatsächlich so alt wie sie Johanna beschrieben hatte und so geht alles etwas geruhsam und wenig professionell vor sich. Meine Rechnung musste ich erstmals hier in Skandinavien cash bezahlen. Ansonsten gibt es aber alles, was man braucht. WC, Dusche und Küche als Gemeinschaftsanlagen. Alles schon etwas in die Jahre aber nicht heruntergekommen. Die Hütte selbst hat sogar einen Zweiplattenherd Töpfe und Geschirr, einen Kühlschrank, eine Kaffeemaschine und eine Elektroheizung. So nähere ich mich nun langsam dem Campingurlaub. Auch hier traf ich wieder einige deutsche Touristen mit Caravan einmal aus Greiz und einmal aus Nordwest-Mecklenburg.
Tagesdaten: 90,76 km; 06:53:56 Std. Fz.; 13,15 Km/h; 432 Hm
Die folgenden Bilder sind eher Impressionen. Deshalb werde ich nur wenige extra kommentieren.