Eigentlich wollte ich damit beginnen, dass dies ein fantastischer Tag in Nürnberg war. Aber dieser Tag endet nicht fantastisch, sondern in einer Katastrophe, die zur Zeit wieder einmal in Paris stattfindet. Notre-Dame, eine der großen Kathedralen Europas, ein Wahrzeichen der französischen Nation brennt gerade lichterloh. Da kann man nicht zur Tagesordnung übergehen. Bisher spricht offensichtlich gottseidank nichts dafür, dass es sich um einen terroristischen Anschlag gehandelt hat. Dennoch wird Frankreich und die Franzosen von dieser Katastrophe ins Mark getroffen. Ich mag nur hoffen, dass diese Katastrophe vielleicht den Franzosen hilft, wieder eine gemeinsame Identität und ein gemeinsames Grundverständnis für die Weiterentwicklung ihrer Nation und Europas zu entwickeln. Meinen Tag werde ich daher an dieser Stelle auch im Gedenken an diese Katastrophe schildern.
Das Wetter ist heute wieder sehr frühlingshaft geworden mit Temperaturen, die hier zwischen 15 und 20° lagen, mit strahlenden Sonnenschein und vielen Menschen auf den Straßen und in den Freisitzen. Nach einem einfachen aber dennoch ausreichendem Frühstück habe ich zunächst meinem gestrigen Bericht diktiert und bin dann in einen nahe gelegenen Waschsalon gefahren, um meine in den letzten Tagen arg strapazierten Wäsche zu reinigen. Der Waschsalon war ein Schnäppchen. So kostete eine Wäsche lediglich 2,50 €, das Waschpulver nur 0,50 € und das Trocknen ein Euro. Nach anderthalb Stunden war die Angelegenheit erledigt.
Während die Wäsche wusch, habe ich schon einen kurzen Besuch in der Nürnberger Jakobs Kirche gemacht und mir dort den Pilgerstempel geholt. Das Stempeln musste ich übrigens in den letzten Tagen erst noch üben. Immerhin hatte ich mich bisher in meinem Leben erfolgreich vor der Nutzung von Stempeln gedrückt. Dies ist mir selbst in den vielen Jahren meiner Tätigkeit im öffentlichen Dienst gelungen, wo ja stempeln ausgesprochen wichtig und gewichtig erscheint. Nun erwies sich meine diesbezügliche Renitenz als Manko. Irgendwie wurden die Stempeldrucke immer schief, Als ich dann feststellte, dass man bei dem runden Holzstempel darauf achten muss, dass eine kleine metallene Kappe nach unten zeigen muss, würde es besser. Nach drei Tagen habe ich nun gelernt auch ordentliche Stempel zu setzen.
Nachdem ich meine Wäsche ins Hotel zurückgebracht hatte, machte ich mich für einen Stadtrundgang auf dem Weg. Ich hatte ursprünglich vor nur 2 Stunden durch die Stadt zu schlendern. Danach wollte ich noch einmal mit dem Fahrrad die Altstadt von Nürnberg umrunden. Die Altstadt von Nürnberg hat nämlich erhebliche Ausmaße. Hier wird einem dann doch sehr schnell deutlich, dass Nürnberg zusammen mit Köln und Prag im ausgehenden Mittelalter zu den größten Städten des Heiligen römischen Reiches Deutscher Nation gehörte.
Mein Spaziergang und die sich daraus ergebende Besichtigungstour war daher auch nicht nach 2 Stunden zu Ende, sondern ich war 6 Stunden unterwegs und danach voller neugewonnener Eindrücke. So bin ich insbesondere in den drei bedeutenden Kirchen der Altstadt immer ziemlich lange hängen geblieben. Das sind die Kirchen Sankt Lorenz, der Frauenkirche und der Sebalduskirche. Alle diese Kirchen sind sehr reich geschmückt und ausgestattet und sie zu betrachten ist wie die Lektüre in einem umfangreichen Buch. Überhaupt ist dies ja ein Grund, warum ich so ein Faible für Kirchen und andere historische Bauten habe. Man kann in Ihnen lesen wie in einem Buch. So sagen die meisten Kunstwerke nicht nur etwas über ihren Gegenstand, sondern meist auch über die Zeit ihrer Entstehung aus. Dabei kommt dann im Laufe des der Jahrhunderte doch vieles zusammen. So haben sich die Künstler der vergangenen Epoche nicht sonderlich damit beschäftigt, ob sie ihren Gegenstand, meist biblische Geschichten, authentisch darstellen, sondern sie haben sie meistens in ihre eigene Zeit hinein versetzt. Dies war und ist durchaus ein populistisches Vorgehen, denn man will mit seinem Kunstwerk auch von den Zeitgenossen verstanden werden, zumal wenn man mit ihnen auch gewisse Botschaften aussenden will. Man könnte dieses Thema noch weiter spinnen, aber dies würde jetzt sicher zu weit führen.
Alle drei dieser besuchten Kirchen sind aber in Deutschland schon besondere Kunstoasen. Nach der Besichtigung dieser drei Kirchen wandere ich noch am Dürer Haus vorbei und hinauf zur Burg. Diese wird zur Zeit einmal wieder restauriert und ist daher nur sehr beschränkt zu besichtigen. Dennoch ist es eine riesige Anlage und allein dies macht Eindruck. Wann schmückt sich mit dem Titel Kaiserburg auch ansonsten versteht sich Nürnberg als zeitweilige Hauptstadt des Heiligen römischen Reiches. Ob dies tatsächlich so zutreffend ist, lasse ich an dieser Stelle einmal dahingestellt.
Dabei sollte natürlich eins nicht in Vergessenheit geraten, dass insbesondere auch die Altstadt von Nürnberg im Kriege fast vollständig zerstört worden ist. Dies liegt zum großen Teil auch daran, dass die Nationalsozialisten diese Stadt als Hauptstadt ihrer Bewegung missbrauchten. Die Reichsparteitage und die schändlichen Nürnberger Rassengesetze sind ein ausdrückliches Zeichen dafür. Kein Wunder also, dass die Alliierten mit ihrem Luftangriffen auf Nürnberg auch das Mark der nationalsozialistischen Bewegung treffen wollten.
So besteht heute die Altstadt von Nürnberg zu einem großen Teil aus Häusern, die erst nach 1945 errichtet worden. Dennoch hatte man auch den Anspruch, die Altstadt wieder entstehen und erblühen zu lassen. So rekonstruierte man geschickt die bedeutenderen alten Bauten und auch die alte Kaiserburg. Man verstand es auch, die Straßen und Gassen nicht zu begradigen oder einzuebnen, sondern das mittelalterliche Straßen- und Gassennetz zu erhalten. Vor allem die zerstörten Kirchen hat man wieder sehr authentisch restauriert. Sicher kann man trefflich darüber streiten, ob man es nicht auch hätte anders machen können. Freilich ist es müßig, weil man musste damals sicher auch Rücksicht darauf nehmen, ob das, was man am Wiederaufbau wollte auch finanzierbar ist. Ich persönlich mache keinen Hehl daraus, dass ich nach meiner Besichtigungstour von der Stadt sehr angetan bin und denke das es eine gelungene sind Synthese zwischen traditioneller Orientierung und städtebaulichen Notwendigkeit nach 1945 geworden ist.
Nachdem ich mich im Hotel etwas erfrischt habe, beschließe ich den Abend in einem kleinen türkischen Bistro mit Salat und einem Lammdürum. Morgen steige ich dann wieder aufs Fahrrad und werde Richtung Rothenburg ob der Tauber fahren.
Tagesdaten: 4,59 Km mit dem Fahrrad und viele Kilometer zu Fuß
Die Jakobskirche
Die Lorenzkirche
Die Frauenkirche
Die Sebalduskirche
Dürerhaus, Burg und andere Imprssionen
Ich werde zu den Bildern noch einige Erläuterungen nachtragen!