Nun bin ich also in Nürnberg angekommen. Und habe damit das 1. Zehntel meiner Tour nach Santiago de Compostela geschafft. Der heutige Tag war wieder recht anstrengend, weil immer noch recht kalt und wieder fast 1000 Höhenmeter zusammen kamen. Dennoch waren es heute mehr Meter abwärts als aufwärts. Nürnberg liegt etwa auf einer Höhe von 300 m. Zwei längere Abfahrten, insbesondere die letzten 15 km von Kalchreuth nach Nürnberg ermöglichten dann endlich mal wieder eine akzeptable Durchschnittsgeschwindigkeit.
Die Landschaft hat sich etwas verändert. Sie war nun im mittleren Teil besonders geprägt durch bizarre Kaarstfelsformationen, die so bisher auf meinem Wege noch nicht vorgekommen waren. Zu den diesbezüglichen Höhepunkten gehörten sicher die so genannte Klauskirche, die trotz des Namens keine Kirche, sondern ein markanter Felsdurchbruch bei Betzenstein ist. Sehr sehenswert auch der kleine Ort Hiltpoltstein, in dessen Mitte sich auf einem hoch aufragenden Kaarst-Felsen eine Burg befindet, die weithin sichtbar ist. Auch die sich an die Felsen schmiegende Kirche ist sicher sehenswert. Ich habe leider versäumt sie zu besuchen, weil ich zu dieser Zeit einen kleinen Durchhänger hatte.
Sehenswert ist auch die kleine evangelische Jakobuskirche in Bronn mit ihrem sehr selten vorkommenden romanischen Zackenpotal aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts sowie die Figuren von Jakobus und Katharina, die allerdings aus einer neueren Zeit stammen. Ich kam gerade zum Ende des Sonntags-Gottesdienstes dort an und der Kirchenvorstand ließ noch, kurz bevor er die Kirche wieder abschliessen wollte, meine Besichtigung zu. Das war wirklich sehr lohnend und ich habe mich mit einer kleinen Spende bedankt.
Sehenswert dann auch die Sankt-Andreas-Kirche in Kalchreuth, die als „Schatzkästlein spätgotischer Kunst“ gilt und über eine Jakobusfigur aus dem 15. sowie eine Apostelfiguren-Gruppe aus Ton aus dem 14. Jahrhundert verfügt. Die Kirche ist wirklich sehr prächtig und man bräuchte eigentlich Stunden, um sie zu erkunden. Aber auch ein kurzer Besuch belohnt einen für den nochmaligen heftigen Anstieg, den man hier hinter sich bringen muss, um Kalchreuth zu erreichen.
Danach geht es recht zügig die letzten 15 km hinunter nach Nürnberg. Ich habe sehr günstig ein Quartier in der Innenstadt/Altstadt von Nürnberg direkt neben dem DGB-Haus und dem germanischen Nationalmuseum gefunden. Dieser Pfälzer Hof, der wohl wie inzwischen häufiger anzutreffen von Tschechen geleitet wird, ist zwar ausgesprochen bescheiden aber, wenn man sich daran gewöhnt hat, doch völlig ausreichend.
Bei meiner Ankunft bin ich inzwischen doch recht erschöpft. Drei Tage mit diesen Höhenmetern und bei Temperaturen unter 5° haben mich doch etwas angestrengt. Allerdings ist mir schon seit meiner Planung der Tour klar, dass dies ein Vorgeschmack auf das ist, was während der gesamten Tour auf mich zukommen wird. Im Durchschnitt werde ich alle 100 km so etwa 1000 Höhenmeter überwinden müssen. Da nehmen sich alle drei Länder, durch die ich reisen werde, wenig.
Der Abend war relativ kurz. Da ich zum Schluss ziemlich gefroren habe und auch mein Zimmer im Pfälzer Hof noch nicht aufgeheizt ist, nehme ich erst einmal eine heiße Dusche. Sie braucht zwar etwa 5 Minuten um heiß zu werden, aber dann kann ich die angenehme Wärme genießen. Dann treibt mich der Hunger wieder hinaus. Allerdings empfinde ich es immer noch als bitter kalt, obwohl mein Wetter App die Temperatur mit 6° anzeigt. Da hatte ich in den letzten Tagen schon niedrigere Temperaturen. Dennoch treibt es mich dann in den ersten Burgerladen, der unweit von meiner Unterkunft liegt und wenn man vom Betrieb ausgeht ganz ordentlich sein muss. Hier bestelle ich mir einen Burger, Pommes Frites und ein Kaltgetränk, weil es keine warmen Getränke dort gibt. So einigermaßen gestärkt kehre ich zurück in mein Hotel und falle bald ins Bett.
Von Creussen über Pegnitz nach Bronn
Von Creussen kommend fahre ich in Pegnitz am Rathaus vorbei, vor dem ein geschmückter Osterbrunnen steht. Den Besuch der Stadtkirche Sankt Bartholomäus muss ich mir leider sparen, weil gerade Gottesdienst ist. Obwohl ich nur noch auf einer Höhenlage von etwa 450 m bin, zeigt die Blüte der Magnolie am Pfarrhaus, dass der Frühling hier noch hinterherhinkt. In Leipzig standen die Magnolien bereits in voller Blüte. Danach geht es weiter nach Bronn mit seiner kleinen Jakobuskirche und dem markanten Zackenportal.
Von Bronn nach Gräfenberg
In Betzenstein komme ich dann an die so genannte Klaus-Kirche. Vielleicht soll das Holzkreuz dem Ganzen einen gewissen religiösen Charakter geben. Sehenswert ist allerdings primär die Kaarst-Höhle durch die man hier durch den Felsen durchgehen kann. Danach geht es einige Kilometer auf einem recht unwegsamen Singletrail nach Hiltpoltstein. Hier hätte ich sicher noch markantere Bilder schießen können, aber wie gesagt ich hatte da gerade einen kleinen Durchhänger.
Von Gräfenberg nach Nürnberg
Auf der Strecke von Gräfenberg nach Nürnberg steht nur noch die Sankt-Andreas-Kirche in Kalchreuther im Mittelpunkt. Ihre ungemein reiche Ausstattung hat sicher auch etwas mit der Tätigkeit der Nürnberger Familie von Haller zu tun, deren ehemaliges Wasserschloss in unmittelbarer Nähe der Kirche steht.
Tagesdaten: 78,92 Km; 06:31:10 Std. Fz.; 12,10 Km/h; 920 Hm