Heute wieder eine recht kurze Strecke. Pamplona ist meine nächste Station und sie liegt etwas über 40 Kilometer entfernt. Ich möchte etwas Zeit für die Stadt haben. Der morgen ist noch recht frisch, aber im Laufe des Tages wird es immer wärmer und sonniger. Mein Frühstück nehme ich heute wieder in der Bar ein, in der ich gestern schon zu Abend gegessen hatte. Der Wirt hatte ein schönes großes Buffet aufgebaut. Allerdings musste man jedes Teil und jede Tasse Kaffee extra bezahlen. Ein Gesamtangebot gab es nicht. Dass summierte sich bei mir natürlich angesichts der Bedeutung, die ein Frühstück für mich hat.
Ich kam dann bereits um kurz vor 9 Uhr los und eigentlich geht es bis Pamplona stetig bergab. Leider lagen aber noch zwei kleine Pässe dazwischen, bei denen es jeweils noch mal 80 und 120 Meter hoch ging. So fuhr ich zwar letztlich noch mehr Meter bergab aber auch 200 wieder hoch. Dennoch kam ich gut voran und auch viele andere Pilger waren unterwegs. Heute habe ich noch einen neuen Pilgertypus kennengelernt. Es sind Mountainbiker, die ihr Gepäck in schweren Rucksäcken auf dem Rücken mitführen, weil ein Mountainbike ja keine Schutzbleche und Befestigungsmöglichkeiten für Fahrradtaschen hat. Sie fahren dann offensichtlich dort entlang, wo die Pilger laufen und sehen entsprechend aus. Der Boden ist nämlich noch recht feucht. Aber während die Fußpilger nur dreckige Schuhe haben, sind die Mountainbikepilger von oben bis unten versaut. Einen habe ich heute kennengelernt. Er erinnerte so etwas an die Beschreibung der Navarresen im Pilgerführer. Seine Sprache klang etwas nach Bellen und auch sonst schien er ein etwas grobschlächtiger Typ zu sein. Da kann man sich schon vorstellen, dass die Fußpilger nicht gerade begeistert sind, wenn sie solchen Pilgern begegnen. Rücksichtsvoll scheinen sie nicht unbedingt zu sein.
Ein Ort auf der Strecke trägt den Namen Zubiri, was baskisch ist und „Dorf an der Brücke“ bedeutet und eine zweibögige alte Brücke geht dort auch über die Arga. Sie heißt im Volksmund „Tollwutbrücke“. Einer alten Legende zufolge sind diejenigen Tiere, die bei Niedrigwasser dreimal den Mittelpfeiler umrunden, vor Tollwut geschützt. Man hat unter dem Mittelpfeiler auch mal Reliquien irgendeines Heiligen gefunden, was den Aberglauben natürlich verstärkt hat. Es soll sogar noch bis ins 20. Jahrhundert üblich gewesen sein, aus größerer Entfernung die Tiere hierherzutreiben, um sie vor der Tollwut zu schützen.
Gegen Mittag erreiche ich dann Pamplona und mein Hostel. Von Pamplona bin ich gleich begeistert und mit meinem einfachen Hostel bin ich zumindest zufrieden. Nachdem ich mich eingerichtet habe , mache ich mich auf den Weg, um Pamplona zu erkunden. Pamplona hier jetzt zu beschreiben, ist sicher nicht möglich, aber ich bin gleich sehr angetan von der Stadt. Sie ist lebendig, bunt und die Altstadt weist einen Stilmix auf, der in seiner Vielseitigkeit auch nicht so oft anzutreffen ist. Sie ist übrigens auch schon bereits eine Ansiedlung der Römer gewesen. Pompeius soll sie 74 v.u.Z. gegründet haben. Sie erstreckt sich entlang des Ufers des Rio Arga, dessen eine Seite hier flach ist und auf der anderen Seite sich die Altstadt auf einem Steilufer über den Fluss erhebt. Wahrscheinlich hätte ich mir auch hier wie schon für Burgos und Léon einen weiteren Tag vornehmen sollen.
Eine der Hauptsehenswürdigkeiten ist sicher die Kathedrale Santa Maria. Sie wurde zwischen 1397 und 1525 anstelle mehrerer Vorgängerbauten errichtet, nachdem der romanische Vorgängerbau drei Wochen nach der Krönung des navarresischen Königs Carlos III. und seiner Frau Leonora eingestürzt war. Zur „Wiedergutmachung“ hat man dann ein Albastergrabmal für die beiden mitten in der neuen Kathedrale aufgestellt. Die damals noch verbliebene romanische Westfassade verfiel jedoch im Laufe der folgenden Jahrhunderte, so dass sie auf Beschluss des Domrats aus dem Jahre 1783 durch eine klassizistische Fassade ersetzt wurde. Das Schmuckstück der Kathedrale ist allerdings der gotische Kreuzgang, der in den Jahren zwischen 1286 und 1419 entstanden ist und wegen seiner hohen Arkaden und präzisen Steinschnitte als einer der elegantesten seiner Zeit in Spanien gilt. Leider ist er zur Zeit in Restauro, so dass man keinen Gesamteindruck bekommt. Aber das, was man dann doch zu sehen bekommt, ist wirklich für einen Kreuzgang sehr ansehnlich.
Nach dem längeren Aufenthalt auf dem Kathedralengelände mache ich noch einen Spaziergang durch die Altstadt von Pamplona. Das Rathaus und einige alte Wehrkirchen, aber auch die Stierkampfarena liegen auf dem Weg. Das Zentrum der Stadt ist die Plaza del Castilo, was übersetzt Burgplatz bedeutet. Es ist ein sehr großer Platz, der früher für Märkte, Turniere, Militärparaden, Versammlungen und bis 1844 sogar für Stierkämpfe genutzt wurde. Zu drei Seiten säumen Gebäude aus dem 18. Jahrhundert mit breiten Balkonen und Arkaden den Platz. Dort sind viel Terassencafés und Restaurants, die insbesondere die Touristen zu einer Pause verführen sollen. Ich verziehe mich aber lieber in eine Seitenstraße, wo ich in einer Bar einen kleinen Imbiss nehme, bevor ich mich erst einmal wieder zurück in mein Hostel begebe.
Abends gehe ich dann noch einmal aus und suche mir was zu essen. In der Stadt ist nun der Teufel los. Es sieht so aus, als kämmen tausende von einem Fußballspiel mit den entsprechenden Devotionalien des Clubs. Es muss aber mehr sein, den vor dem Rathaus findet eine immer wieder von Jubelrufen unterbrochene Kundgebung statt. Es wirkt als seien siegreiche Matadoren heimgekehrt. Ich lande letztlich wieder in der Tortilla-Bar von heute Nachmittag, esse mir unbekannte aber wohlschmeckende Dinge und trinke ein Glas Rotwein dazu.
Tagesdaten: 44,01 Km; 03:22:45 Std. Fz.; 13,02 Km/h; 364 Hm
Viele kennen Pamplona sicher im Zusammenhang mit dem berühmten, aber auch berüchtigten Stierlauf. Anfang Juli jeden Jahres werden Stiere durch die engen Gassen der Stadt bis zur Stierkampfarena getrieben. Mittendrin beweisen junge Männer, die sogenannten Mozos ihren Mut, indem sie die Stiere treiben oder aber selbst von Ihnen getrieben werden. Nicht wenige der Läufer haben sich in der Vergangenheit bei der Tierhatz schon schwer verletzt. Höhepunkt ist dann der Stierkampf in der Arena von Pamplona.
Entstanden ist diese Tradition aus dem Hintreiben des Viehs zum Viehmarkt durch Metzgerburschen im Mittelalter.
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