Tagesstrecke: ca. 16 Km Spaziergänge durch Luxemburg
Spaziergang am Vormittag
Der Tag beginnt verregnet. Das soll mich aber nicht von einem Spaziergang abhalten. Mein erster Weg führt mich zum Bahnhof, wo ich mich nach den Zugverbindungen nach Clervaux, meinem morgigen Ziel erkundigen will. Da Regen und sogar Schnee angesagt ist und da etwa 1.200 Höhenmeter bei solch einem Wetter auf befahrenen Straßen kein Vergnügen sind, will ich doch schon mal eruieren, ob ich ohne größere Probleme Clervaux mit dem Zug erreichen kann. Neben den Zugverbindungen erfahre ich auch, dass der öffentliche Verkehr von Bussen und Bahnen in Luxemburg, also im gesamten Großherzogtum, kostenlos ist. Schade, dass das nur hier möglich ist. Mein nächstes Ziel ist dann aber erst einmal die Altstadt.
-
-
Hier der Bahnhof mit dem Vorplatz
-
-
Die Bahnhofshalle
-
-
Das Glasfenster in der Bahnhofshalle mit einer Art Silhouette von der Stadt
-
-
In der Bahnhofshalle auch ein Mahnmal zum Gedenken der Opfer der Luxemburgischen Eisenbahnen während des Krieges 1940 bis 1945
-
-
Hier noch einmal der Sitz von Arbed …
-
-
… und davor die Plastik „Mutter und Kind“ von Henry Moore
-
-
Das Musée de la Banque
-
-
Hier noch einmal die Blicke von gestern Abend vom Bahnhofsviertel zur Altstadt über das schluchtartige Petruss-Tal
-
-
-
Umgekehrt der Blick von der Altstadt zurück zum Bahnhofsviertel
-
-
Die Säule mit der Gelle Fra
-
-
Der Großherzogliche Palast mit seiner Renaissancefassade ist das erste Stadthaus, seit 1856 Tagungsort des Luxemburger Parlaments Chambre des Députés (Abgeordnetenkammer) und seit 1890 Stadtresidenz der Großherzoglichen Familie. Der Gebäudekomplex, dessen älteste Teile aus dem 13. Jahrhundert stammen, war zuvor mehr als 500 Jahre lang Rathaus der Stadt und nach 1815 sogar Regierungssitz
-
-
Das moderne Nationalmuseum für Geschichte und Kunst
-
-
Altstadtimpressionen
-
-
Populärer Wahlspruch der Luxemburger „Mir wëlle bleiwe wat mir sinn“ (Wir wollen bleiben, was wir sind). Er entwickelte sich aus der Luxemburgkrise 1867: Napoleon III. versuchte, Luxemburg von König Wilhelm III. der Niederlande zu kaufen. Die Öffentlichkeit im Großherzogtum und anderen Gebieten des Deutschen Bundes stellte sich empört gegen diesen Plan: Luxemburg, das Heimatland der Dynastie der Luxemburger, die vier römisch-deutsche Kaiser gestellt hatte, sollte nicht an Frankreich fallen. Eine Protestbewegung plädierte mit einer Petition an den König-Großherzog Wilhelm III. für den Status quo.
-
-
In diesem Altstadthaus nächtigte auch Goethe schon
-
-
-
Der Cercle Municipal auf der Place d’Armes wird für Empfänge der Stadt Luxemburg genutzt
-
-
Sicher der bekannteste Platz in Luxemburg ist der Place Guillaume II mit dem Reiterstandbild Wilhelms. Zur Zeit ist hier wenig zu sehen, weil der Platz umfassend restauriert wird
-
-
Das Reiterstandbild Wilhelms II. (1792-1849). Wilhelm II. war der zweite König der Niederlande und in Personalunion Großherzog von Luxemburg. Er regierte vom 7. Oktober 1840 bis zu seinem Tod im Jahr 1849.
-
-
Blick in das Tal der Petrusse
-
-
Blick auf die Unterstadt, darüber das Bahnhofsviertel mit der Kirche Sacre Couer
Schon am späteren Vormittag treibt mich der anhaltende Regen wieder zurück ins Hotel.
Spaziergang am Nachmittag
Am Nachmittag hört dann der Regen auf und es wird heiter bis wolkig und natürlich nutze ich das für einen weiteren Spaziergang. Mein Weg führt mich zunächst auf das Plateau Kirchberg im Nordosten der Stadt. Hier befinden sich überwiegend Institutionen der Europäischen Union, die der Tatsache Rechnung tragen, dass Luxemburg-Stadt neben Brüssel und Straßburg Verwaltungssitz der Europäischen Union ist. So ist es
- Sitz des Europäischen Gerichtshofs,
- Sitz des Europäischen Rechnungshofs,
- Sitz des Sekretariats des Europäischen Parlaments,
- Sitz der Europäischen Investitionsbank,
- Sitz der Dienststellen der Europäischen Kommission
- Sitz der Europäischen Finanzstabilisierungsfazilität
- Sitz der Europäischen Staatsanwaltschaft
- Tagungsort des Rates der Europäischen Union.
Wenn man inzwischen sowohl Straßburg als auch Brüssel gesehen hat, ist es doch immer wieder beeindruckend wie hier bei drei Verwaltungssitzen auch immer drei gigantische Verwaltungsviertel gebildet wurden, die nicht gerade auf Synergieeffekte dokumentieren, sondern letztlich nur faule Kompromisse sind, um das ein oder andere Mitgliedsland zufrieden zu stellen. Dies verschlingt auch gewaltige Summen des EU-Haushalts und effektiv und effizient kann man sich drei Verwaltungssitze auch nur schwer vorstellen.
-
-
Hier ein Blick auf das größte Konzerthaus der Stadt, die Philharmonie Luxembourg auf dem Plateau Kirchberg an der Place de l’Europe. Die Philharmonie ist auch Residenzort des Orchestre Philharmonique du Luxembourg. Das weiße Hauptgebäude hat im Grundriss die Form eines Auges, die Stahl-Glas-Fassade wird von 823 weißen Säulen von 20 Metern Höhe und 30 Zentimetern Durchmesser optisch dominiert. Der große Konzertsaal Salle de Concerts Grande-Duchesse Joséphine-Charlotte (Grand Auditorium) hat bis zu 1500 Sitzplätze. Die Philharmonie wurde im Jahre 2005 eröffnet
-
-
Die Türme des Europäischen Konferenz- und Kongresszentrums
-
-
Der Sitz der Dienststellen der Europäischen Kommission
-
-
Der Sitz des Sekretariats des Europäischen Parlaments. Ziemlich groß für ein Sekretariat. Eine Plenarsaal für das EU-Parlament gibt es hier wohl auch. Zur Zeit ist der Gebäudekomplex allerdings in Restauro
-
-
Blick vom Gebäude der EU-Kommission auf das Kongresszentrum
-
-
-
Noch einmal die Philarmonie
-
-
Blick vom Kirchberg Plateau auf die Innenstadt
-
-
Blick in die Unterstadt im Tal der Alzette
-
-
Das Musée Dräi Eechelen im Fort Thüngen. Es enthält das Festungsmuseum der Stadt
-
-
Blick auf die Reste der Festungsanlagen am Plateau Kirchberg
-
-
-
-
Blick zurück zum Fort Thünge. Dahinter das moderne Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean, das als das wichtigste Museum in Luxemburg gilt. Es wurde am 1. Juli 2006 eröffnet
-
-
Blick vom Kirchberg Plateau auf die Altstadt
-
-
Unten im Tal der Alzette im Viertel Pfaffental
-
-
Blick vom Panorama Aufzug auf das Viertel Pfaffental
-
-
Blick auf die Kirche Mathieu
-
-
Blick in den östlichen Teil des Tals der Alzette
-
-
Die Charlottenbrücke, die die Altstadt mit dem Kirchberg Plateau verbindet
-
-
Blick zurück auf das Kirchberg Plateau
-
-
Der Panorama-Aufzug, von dessen Aussichtplattform die eindrucksvollen Bilder auf das Alzette Tal gelingen
-
-
Das Haus der Pescatore-Stiftung. Der in Luxemburg geborene Geschäftsmann und Bankier vermachte seiner Geburtsstadt seine Kunstsammlung und ein großes Vermögen mit der Auflage, ein Museum zu gründen und eine karitative Einrichtung zu errichten
2. Spaziergang durch die Stadt
Auf dem Rückweg vom Kirchberg – Plateau setze ich den heute morgen wegen des Regens abgebrochene Spaziergang durch die Altstadt fort. Im Mittelpunkt steht nun der Besuch der Kathedrale Notre-Dame de Luxembourg.
-
-
Zunächst aber noch einmal zur Gelle Fra. Die Bronzefiguren am Sockel, ein liegender Gefallener und ein sitzender Trauernder, sind in klassisch antiker Kleidung dargestellt um jede politische Uniform zu vermeiden und dem Mahnmal eine universelle Gültigkeit zu verleihen
-
-
Endlich gelingt mir auch noch ein halbwegs gutes Foto der Gelle Fra. Die Skulptur ist eine vergoldete Bronzestatue. Vergleichbare Siegessäulen waren damals aus Berlin und anderen (Haupt-)Städten bekannt. Die Luxemburger Engelsfigur ist weltweit die einzige in ihrer Art ohne Flügel. Diese freie künstlerische Darstellung hat durch die Wahl des Standortes auf der Bastion Beck, in unmittelbarer Nähe zur Kathedrale der Lieben Frau von Luxemburg, 1923 heftige Kritik seitens des Klerus ausgelöst. Dazu muss man wissen, dass die Luxemburger Kathedrale 1621 der unbefleckten Empfängnis Mariens geweiht worden ist und im Barock die Figur der Maria mit dem Sternenkranz zum kirchlichen Symbol des Dogmas der unbefleckten Empfängnis Mariens geworden ist. Für den Klerus Luxemburgs war Citos Mischung aus griechischer Göttin und der Maria mit Sternenkranz deshalb eine ästhetische und künstlerische Ungeheuerlichkeit. Das am Körper der Skulptur klebende Kleid wurde als die reinste Nudität kritisiert.
-
-
Die Kathedrale unserer lieben Frau von Luxemburg (luxemburgisch Kathedral Notre-Dame, französisch Cathédrale Notre-Dame de Luxembourg) ist ein römisch-katholisches Gotteshaus in der Stadt Luxemburg und Kathedralkirche des Erzbistums. Die Luxemburger bezeichnen das Gotteshaus auch als Mariendom (luxemburgisch Mariendoum). Von außen ist es eher ein unscheinbares Gebäude. Das ändert sich aber, wenn man den Kirchenbau betreten hat.
-
-
Die Grundsteinlegung erfolgte 1613. Im Jahr 1870 erhob sie Papst Pius IX. zur Kathedrale Unserer Lieben Frau. 1935 kam es zu Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen
-
-
Das Bauwerk gilt als ein bemerkenswertes Beispiel der Spätgotik, weist jedoch verschiedene, vom Renaissancestil und vom Frühbarock beeinflusste Elemente und Verzierungen auf
-
-
Das Langhaus der Kathedrale
-
-
-
-
Fein zisllierte und reich figurierte barocke Säulenkapitelle
-
-
Blick in den Chor
-
-
Im Chor ist über dem Bischofssitz, an exponierter Stelle, das Gnadenbild Trösterin der Betrübten aufgestellt
-
-
In den Seitenfenstern Geschichten aus dem Leben Jesus. Hier – Flucht von Maria und Joseph mit dem Christuskind nach Ägypten
-
-
Die Kreuzigung Christi
-
-
Zugang zur Krypta mit den Gräbern der Großherzoglichen Familie
-
-
Blick in die Krypta
-
-
Historisches Hauptportal, Nordseite (1621). Dieses Portal wurde von dem Bildhauer Daniel Müller († 1623) aus Freiberg in Sachsen geschaffen
-
-
Denkmal zur Erinnerung an die Opfer der Schoah. Es wurde am 17. Juni 2018 in der Stadt Luxemburg eingeweiht. Das Denkmal erinnert an die Verfolgung und Deportation sowie Ermordung von einheimischen und nach Luxemburg während der nationalsozialistischen Diktatur geflüchteten Juden. Der 17. Juni 2018 wurde zur Einweihung ausgewählt, weil 75 Jahre zuvor, am 17. Juni 1943, der letzte Deportationszug mit Juden Luxemburg verlassen hat. Der Standort des Denkmals auf dem Boulevard Roosevelt wurde gewählt, da hier in der Nähe die erste Synagoge Luxemburgs stand. Es steht heute direkt an der Kathedrale
-
-
Die Skulptur des franko-israelischen Künstlers Shelomo Selinger soll Denkmal und Mahnmal zugleich sein und an die Unmenschlichkeit der Nazis gegenüber der jüdischen Bevölkerung erinnern sowie dazu beitragen, dass sich derartige Verbrechen nie mehr wiederholen können
-
-
Straße in der Altstadt
-
-
Noch einmal das er Cercle Municipal auf der Place d’Armes. Sieht bei blauem Himmel und Sonne auch schöner aus als im Regen
-
-
Hier das Denkmal der Großherzogin Charlotte auf dem Clairefontaine-Platz im Regierungsviertel
-
-
Die Großherzogin Charlotte von Luxemburg (1895–1985). Sie war von 1919 bis 1964 Landesfürstin Großherzogin von Luxemburg und genoss bei ihren Landsleuten ein hohes Ansehen. Dieses beruht wohl auf ihrer Haltung während des Zweiten Weltkriegs. Nach der Besetzung Luxemburgs am 10. Mai 1940 durch deutsche Truppen flüchtete die Großherzogin mit ihrer Familie und der Regierung zwar über Frankreich, Portugal und die Vereinigten Staaten ins Exil nach Kanada und London. Von 1940 bis 1944 wurde die Großherzogin durch ihre Radioansprachen über die BBC aber zum Symbol der Freiheit und Unabhängigkeit ihres Landes. Während dieser Zeit besuchte sie 1941 auch luxemburgische Auswanderergruppen und Vereine in den Vereinigten Staaten. Anschließend reiste sie 1942 und 1943 auf den sogenannten „Good Will Tours“ durch die Vereinigten Staaten und wurde dort auch am 25. August 1942 von US-Präsident Roosevelt empfangen
-
-
Blick auf die Abtei Neumünster (luxemburgisch Abtei Neimënster) im Stadtteil Grund am Ufer der Alzette. Wie alle anderen Klöster wurde auch die Neumünster-Abtei 1796 durch die französischen Revolutionsbehörden säkularisiert und damit enteignet, als in Luxemburg die Gesetzgebung des französischen «Directoire» eingeführt wurde. Ab 1815 diente die zum Kloster gehörende Johanneskirche den in Luxemburg stationierten Truppen des Deutschen Bundes bis 1867 als ein Militärhospital. Nach dem Abzug der Truppen des Deutschen Bundes 1867 wurde die Abtei im Anschluss an die Übernahme durch den Luxemburger Staat bis 1980 als Männergefängnis genutzt. Nach größeren Restaurierungsarbeiten wurde die gesamte Anlage soziokulturellen Zwecken zugeführt und bildet heute den Kulturtreffpunkt Neumünster.
-
-
Blick in das Gerichtsviertel
-
-
Blick in das Tal Petrusse
-
-
Am Abend esse ich einen vorzüglichen Fischteller in einem portugisischen Restaurant gegenüber meinem Hotel
Leider kann ich zwei Orte nicht mehr besichtigen. Ich hätte gerne noch die neue Synagoge und das Grab von Friedrich Wilhelm Voigt (1849-1922), dem Hauptmann von Köpenick besucht, der hier in Luxemburg verstorben ist. Dafür reichte dann aber die Zeit nicht mehr.