Das Delfotel ist wirklich eine gute Adresse. Die Zimmer sind in Ordnung und das Frühstück war sehr gut. Es gab neben Marmelade auch Wurst und Käse. Also, der Tag fing gut an. Als ich kurz vor 9 Uhr losfuhr war noch Nebel. Aber der lichtete sich dann ab kurz vor 10 Uhr und war eine halbe Stunde später schon völlig verschwunden. Die Sonne strahlte wieder den ganzen Tag von einem wolkenlosen Himmel herunter. Und es soll noch drei Tage so bleiben.
Eigentlich ging ich davon aus, dass ich heute nur den Canal du Centre entlangfahre. Aber mein Navi und die Karte sahen das anders., Sie wollten mir über 600 Höhenmeter zumuten. Ob ich dann mein heutiges Ziel Chalon-sur-Saone geschafft hätte, wage ich zu bezweifeln. Aber ich setzte mich gegen Navi und Karte durch. Hintergrund von deren Planungen ist wohl gewesen, dass nicht durchgängig am Kanal ein Fahrradweg entlangführ. Nur auf den ersten 15 und auf den letzten 35 Kilometern gibt es einen ausgebauten Radweg. Aber es gibt auf jeden Fall eine Straße entlang des Kanals, die allerdings als sehr verkehrsreich beschrieben wird. Ich entschied mich dennoch für diese Variante. Zum einen ist heute Sonntag und damit wahrscheinlich doch weniger Verkehr, zumindest keine Lastwagen. Zum anderen schien mir eine dauernde Fahrt durch die Hügel auch nicht so sonderlich verlockend. So fuhr ich stur den Kanal entlang und habe es nicht bereut.
Eigentlich ändert sich an der Landschaft, durch die ich fahre, wenig. Sie ist immer noch landwirtschaftlich geprägt. Ich begegne also immer noch vielen Rindviechern, aber auch Pferden, Schafen und Ziegen. Lediglich um Montceau-les-Mines fährt man durch ein eher industriell geprägtes Gebiet, das aber wohl seine besten Jahre schon hinter sich hat. Hier muss es wohl früher mal Kohle gegeben haben, die sowohl unter Tage als auch im Tagebau abgebaut wurde. Der letzte Untertagebau stellte seinen Betrieb aber schon 1992 und der letzte Tagebau machte 2002 dicht. Auch Chagny ist ein etwas größerer Ort, der durch die Lage am Kanal aber auch an der Bahnstrecke Paris-Marseille wirtschaftlich begünstigt wurde. So liegt die Stadt zum einen mitten in einer Weinbauregion und zum anderen entwickelte sich im 19. Jahrhundert um Glashütten und Ziegeleien herum ein kleines Industriezentrum. Inzwischen ist das aber wohl auch Vergangenheit.
Der Canal du Centre hat inzwischen seine Bedeutung als Frachtstraße auch verloren. Er wird nun fast ausschließlich von privaten Booten und Hausbooten genutzt. Der Tourismus versucht wohl verlorenes wirtschaftliches Terrain zu kompensieren. Interessant ist es mal so einen Kanal insgesamt lang zu fahren wie ich es heute getan habe. Es ist natürlich nicht außergewöhnlich und auch nachvollziehbar. Aber überraschend ist es doch. Da fährt man diesen Kanal erst mal hoch, was man spätestens durch die zahlreichen Schleusen merkt. Aber dann fährt man ihn auch wieder hinunter, was man ebenso durch die Schleusen feststellen kann. Also ein Kanal kann durchaus Höhen überbrücken. Und das empfand ich heute als interessante Erfahrung.
Zu Chalon-sur-Saone kann ich heute noch wenig sagen. Es ist nach Dijon die zweitgrößte Stadt in Burgund. Nun sind 45 Tsd. Einwohner auch nicht die Welt. Aber Chalon kann sich gut als Großstadt verkaufen. Zumindest wenn man hineinfährt hat man den Eindruck man kommt in eine Großstadt. Viel zu bieten hat Chalon nicht, außer der Kathedrale, die für französische Städte über 25 Tsd. Einwohnern, quasi Pflicht zu sein scheint. Mein Hotel hier ist bescheiden aber in Ordnung. Am Abend gehe ich in ein nahegelegenes Restaurant und bekomme auch heute ein sehr gutes und preiswertes Menü.
Tagesdaten: 101,84 Km; 7:04:53 Std. Fz; 14,38 Km/h; 150 Hm