Ich habe heute sehr gut ausgeschlafen und fühle mich richtig fit. So mache ich mich erst einmal auf die Suche nach einem Restaurant oder einer Bäckerei. Letztere finde ich dann unweit von meinem Quartier. Auch hier wird noch frisch gebacken und ich bin insofern wieder etwas früh. Es gibt auch einen Kaffeeautomaten. Allerdings ist der Kaffee wohl ausgegangen, so dass es zur Zeit keinen gibt. Ich leiste mir also zwei Teigstückchen und trinke erst einmal ein Wasser zum Frühstück. Danach decke ich mich bei dem inzwischen schon reichhaltigeren Angebot für den Tag ein. Es gibt auch so etwas wie belegte Paninis, von denen ich zwei, mit einer Art Kassler belegt, mitnehme. Inzwischen sind auch die Schüler unterwegs und kaufen hier auch ihr Pausenbrot ein. Auf jeden Fall gibt es hier für 1 Lei (etwa 22 Cent) runde Weißbrotkringel mit abgezählten Sesam- oder Mohnkörnern, die weggehen wie warme Semmeln. Als ich mit meinem Frühstück fertig bin, schlendere ich noch etwas durch den Ort und finde auch einen Laden für Wasser und Eistee und sogar mit Bananen und Äpfeln. Danach fehlt mir doch noch der Kaffee und ich gehen in das Restaurant eines Hotels, was man von außen aber nicht erkennt, wo ich gestern Abend eine verträgliche Pizza gegessen habe und genieße dort noch zwei Tassen Kaffee.
Dann geht es zurück in mein Quartier. Ich packe zusammen, bezahle und mache zunächst eine Stadtrundfahrt durch Harsova. Der Ort scheint mir mit seinen etwa 10 Tsd. Einwohnern eine recht typische rumänische Kleinstadt zu sein. Betrachten will ich mir auch noch einmal die schon von weitem deutlich sichtbare orthodoxe Kirche, die auf dem höchsten Punkt der Stadt errichtet zu sein scheint. Auch das scheint mir eine Eigenschaft Rumäniens zu sein, die orthodoxe Kirche tritt überall sehr dominant in Erscheinung. So wird das schon an der größeren Zahl frisch restaurierter Klöster aber auch an der immer wieder auffälligen hervorgehobenen Erscheinung der orthodoxen Kirchen deutlich.
Gegen 10:30 Uhr geht es dann für mich aus der Stadt hinaus. Ich hatte schon vor einigen Tagen beschlossen, dass ich mir den nördlichen Bogen der Donau spare und hier von Harsova aus den direkten Weg nach Tulcea nehme. Ich mache sozusagen das gleiche wie der Donau-Schwarzmeer-Kanal. Ich kürze die Strecke ab. Die Strecke entlang der Donau wird mir nun doch langsam zu eintönig. Mit der N 22 A bietet sich hier auch eine Möglichkeit. Die Landschaft, durch die ich fahre, ist die Dobrutscha. Kurz gesagt das Gebiet zwischen dem nach Norden fließenden Unterlauf der Donau und dem Schwarzen Meer. Es ist auch hier vor allem ein landwirtschaftlich genutztes Gebiet, wo Raps, Weizen, Gerste, Mais, Sonnenblumen, Gemüse und Wein angebaut wird. Besonders hervorzuheben ist allerdings die Windenergie, die hier zunehmend eine große Rolle zu spielen scheint. Auch das ein Indiz dafür, dass Rumänien durchaus sich anders entwickelt als die Nachbarländer. Ich fahre den ganzen Tag an Hunderten von Windrädern vorbei und hier in der Dobrutscha soll auch der größte Windpark Europas sein.
Auffällig an dieser Fahrt über Land und abseits der Donau ist, dass man zunächst den Eindruck von einer großen Weite hat. Allerdings stellt man dann auch fest, dass man permanent bergauf fährt. Es sind zwar immer nur etwa ein bis zwei Prozent Steigung. Aber die machen auch Höhenmeter und so komme ich heute wieder auf über 500 Höhenmeter und erradle dabei Höhen bis 350 Metern, die ich auf der bisherigen Strecke noch nicht hatte.
Nachdem ich diese Höhe hinter mir habe und es nun fast steiler bergab geht, erreiche ich etwa acht Kilometer hinter Topolog mein heutiges Quartier. Es ist eine Pension, die mitten in der Pampa liegt. Sie firmiert unter Agrartourismus. Aber es ist ein ganz neues Haus mit wunderbaren sauberen und praktisch eingerichteten Zimmern. Nebenan ist wieder einmal eine völlig neue Siloanlage mit Agrarfuhrpark entstanden. Wenn ich es richtig verstanden habe, waren Italiener die Investoren.
Mit der Dame, die mich empfängt, kann man sich nur auf Rumänisch verständigen, was dann mit dem Google Übersetzer auch für mich überraschend gut gelingt. Ich bekomme ein Abendessen, was landestypisch aus viel Fleisch, Bratkartoffeln und eingelegten Paprika und Blumenkohl sowie dem bei jeder Mahlzeit unvermeidlichem Weißbrot besteht. Ich bekomme morgen ein Frühstück nach meinen Wünschen. Dazu habe ich noch eine Flasche Rotwein, Bier gibt es nicht, und eine Flasche Wasser bekommen zu einem Gesamtpreis, den ich eigentlich immer noch nicht zu glauben vermag. So bleibt für mich Rumänien ein Land mit vielen positiven Überraschungen, die hoffentlich auch auf den Bildern sichtbar werden.
Tagesdaten: 56,24 km; 4:59:08 Std. Fz; 11,28 m/h; 585 Hm