Zwischen Elbquelle und Schneekoppe – Das Riesengebirge (29. September bis 6. Oktober 2018)

Heidrun und ich waren eine Woche zum Wandern im Riesengebirge. Während Heidrun das Riesengebirge schon von früheren Urlauben kennt, war es für mich das zweite Mal, dass ich dort war. Vor vier Jahren habe ich mal eine Wandertour an die Elbquelle und dann eine Fahrradtour von Spindlermühle entlang der Elbe bis nach Torgau gemacht. Diesmal blieben die Fahrräder zu Hause.

Wir hatten uns eine sehr hübsche Ferienwohnung mitten im Wald auf etwa 1000 Meter Höhe bei Cerni Dul gemietet. Sie war im Landhausstil eingerichtet mit insgesamt 11 Betten auf 56 Qm. 7 Betten waren auf Zwischenböden in den Zimmern untergebracht. Für zwei Personen war die Wohnung sehr schön. Mit 11 Personen hätte ich hier allerdings nicht wohnen wollen. Da das Apartmenthaus mehrere Kilometer vom nächsten Ort entfernt war, konnten wir auch nur dort unser Abendessen einnehmen. Sowohl das Frühstück als auch das Abendessen waren aber ordentlich, wenn auch die Speisekarte am Abend recht überschaubar war. Dafür wurde aber das Essen frisch zubereitet und es gab tschechische Spezialitäten wie Kartoffelknödel gefüllt mit geräuchertem Fleisch und Rotkohl. Wirklich sehr schmackhaft aber auch nicht ganz kalorienarm.

Was der Name zu verbergen scheint, ist die Tatsache, dass von den mitteleuropäischen Mittelgebirgen das Riesengebirge sicher flächenmäßig zu den kleinsten gehört. Es ist viel kleiner als der Schwarzwald, die Vogesen oder der Böhmerwald. Es ist aber auch noch kleiner als der Harz, der Taunus, das Fichtelgebirge oder das Erzgebirge. Dennoch hat das Riesengebirge auch einen Superlativ. So ist die Schneekoppe mit 1603 Metern auf jeden Fall die mit Abstand höchste Erhebung der mitteleuropäischen Mittelgebirge. Über den Hauptkamm des Riesengebirges verläuft die Grenze zwischen Polen und Tschechien, deren Übertritt aber heute kein Problem mehr ist. Sichtbar wird sie nur durch die rotköpfigen quadratischen etwa 50 bis 60 Zentimeter hohen granitenen Grenzsteine mit einer langgezogenen Einkerbung auf deren einer Seite das C für Tschechien und auf der anderen Seite das P für Polen steht. Dieser Hauptkamm ist gleichzeitig die Wasserscheide zwischen Nordsee und Ostsee. Die Flüsse der tschechischen Südseite entwässern über die Elbe in die Nordsee, die Flüsse der polnischen Nordseite über die Oder in die Ostsee.

Vom Wetter her entwickelte sich die Woche etwas schlechter als prognostiziert. Wir hatten drei sehr schöne und sonnige Tage mit wolkenlosem Himmel aber auch drei Tage mit bedecktem Himmel, Regen, Graupel und auf den Höhen sogar mit dem wohl ersten kleinen Wintereinbruch. Dennoch hat das Riesengebirge immer viel zu bieten. Für uns standen die Elbquelle und die Schneekoppe im Mittelpunkt des Interesses. Sie wollten wir auf jeden Fall besuchen und haben das dann auch geschafft. Die Schneekoppe sogar zweimal, einmal mit einer ausgesprochen bequemen Seilbahn, mit der selbst Rollstuhlfahrer auf den Gipfel gelangen können und einmal zu Fuß von unserem Quartier aus, was eine recht anstrengende Tour ist, die einem insbesondere vor der Gipfelkuppe noch einmal ziemlich viel Respekt einflößt. Sehenswert sind auch die zahlreichen Hochmoore und die verschiedenen eindrucksvollen Felsformationen.

Typisch für das Riesengebirge sind die zahlreichen Bergbauden, bei denen es sich ursprünglich um von Hirten im Sommer bewohnte hölzerne Schutzhütten handelte. Sie wurden ab etwa 1800 auch für die ersten Wanderer, zu denen wohl auch Johann Wolfgang Goethe und Theodor Körner gehörten, interessant und mit dem fortschreitenden touristischen Interesse wurden viele gegen Ende des 19.Jahrhunderts in Herbergen umgewandelt, die dann immer wieder erweitert wurden. Eine der bekanntesten Bauden ist sicher die Wiesenbaude (Lucni bouda) am Fuße des Gipfels der Schneekoppe, die auch wir einmal besuchten und uns dort vor dem Wintereinbruch mit köstlichem Glühwein, einem wunderbaren Tee mit Ingwer und Früchten schützten und mit schmackhaften Brötchen und Hörnchen mit Butter für den Rückweg stärkten.

Heute ist das Riesengebirge vor allem touristisch geprägt. Es gilt als eines der traditionsreichsten Touristengebiete Mitteleuropas. Vom früheren Bergbau ist kaum noch etwas zu sehen und auch die auf der böhmischen Seite entwickelte Glaskunst ist dem Tourismus weitgehend untergeordnet. Die Besiedlung des böhmischen Teils des Riesengebirges begann erst Ende des 18. Jahrhunderts insbesondere durch Kolonisten aus dem Alpenraum. Sie brachten die für den Alpenraum typischen Wirtschaftsformen mit, wie etwa die alpine Weidewirtschaft. Dadurch entstanden die typischen Baudensiedlungen und die zahlreichen Weideflächen, die die Landschaft bis 1945 prägten. Nach der Vertreibung der Deutschen kam diese Art der Bewirtschaftung weitgehend zum Erliegen, wodurch die Bergwiesen weitgehend verwilderten.

Hervorragend erschlossen ist das Riesengebirge für den Wandertourismus und den Wintersport. Hinsichtlich des letzterem wurden nach 1945 unzählige Skilifte in die Landschaft gesetzt. Die Bauden haben sich zu stattlichen Hotels und Gaststätten entwickelt, die für alle Touristengruppen etwas anbieten. So finden sich hier oft sehr gute Spielplätze, Streichelgehege mit Ziegen und Schafen, Angebote für Mountainbiker und Schlittenfahrten und natürlich Skipisten, die auf den alten Bergwiesen angelegt wurden.

Sonntag, 30. September 2018 (Tour auf die Schneekoppe)

Ein herrlicher Tag und Sonne pur. Wir wandern in das sechs Kilometer entfernte Pec pod Snezkou. Es geht etwa 300 Meter steil bergab. In Pec fahren wir mit der modernen Seilbahn auf die Schneekoppe. Wie nicht anders zu erwarten, ist es da oben voll. Es wimmelt von Menschen. Sogar mit Rollstühlen und Mountainbikes kommen manche hier rauf. Die Rollstuhlfahrer sind natürlich auch mit der Seilbahn gekommen. Wenn wir an die entsprechenden Stellen kommen, hat man von hier eine phantastische Aussicht. Zurück geht es wieder mit der Seilbahn. Die Fahrt ist nicht ganz preiswert. Etwa 33 € hin und zurück und da bekomme ich schon einen Seniorenrabatt. Von Pec geht es dann wieder steil bergauf in unser sechs Kilometer entferntes Quartier.

 

Montag, 1. Oktober 2018: Wanderung auf den Cerna Hora (Schwarzenberg)

Heute geht es auf den Cerna hora. Mit 1299 Metern eher ein kleinerer Berg des Riesengebirges. Steil sind die Wege aber hier alle, die auf die Berge führen. Nachmittags bewölkt es sich zunehmend. Eine schlechtere Wetterphase beginnt.

Dienstag, 2. Oktober 2018: Baumwipfelpfad in Janske Lazne (Johannesbad)

Man muss ihn nicht unbedingt gesehen haben. Allerdings scheinen die Baumwipfelpfade mit möglichst einem hohen Turm in der Mitte zur Zeit groß in Mode zu sein. Der Tag ist etwas regnerisch.

Mittwoch, 3. Oktober 2018: Wanderung zur Lucni bouda (Wiesenbaude)

Heute ist es vom Wetter her sicher der problematischste Tag der Woche: Nieselregen, Graupel- und Schneeschauer sowie ein zum Teil eisiger und böiger Wind. Wir wissen, dass wir heute sicher nicht auf die Schneekoppe kommen werden. Dennoch wollen wir den Weg schon mal etwas erkunden.

Donnerstag, 4. Oktober 2018: Tour zur Elbquelle (Pramen Labe)

Leider ist auch der heutige Tag noch bedeckt. Wir fahren mit dem Auto nach Horni Misecky nahe Spindlermühle. Obwohl es Luftlinie nur etwa 10 Kilometer sind, müssen wir etwa 40 Kilometer fahren. Von dort bringt uns ein Shuttlebus auf 1400 Meter Höhe. Von der Bushaltestelle sind es nur noch 3,5 Kilometer bis zur Elbequelle, die nur wenige hundert Meter vom Riesengebirgskamm und von der polnischen Grenze entfernt liegt. Zurück sparen wir uns den Bus und wandern bis hinunter nach Horni Misecky.

Freitag, 5. Oktober 2018: Wanderung auf die Schneekoppe

Unser letzter Tag im Riesengebirge. Wir haben richtig geplant, die Wanderung auf die Schneekoppe auf heute zu legen. Es ist noch einmal ein phantastischer Tag. Strahlend blauer Himmel und Sonne pur. Unsere Wanderung geht von unserem Quartier los. Die Entfernung zur Schneekoppe beträgt ungefähr 15 Kilometer. Von der Schneekoppe wollen wir dann mit der Seilbahn nach unten, nach Pec fahren und von dort aus wieder hoch zu unserer Unterkunft laufen.

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